Two Worlds II - Pirates of the Flying Fortress im Test

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„Nimm, was du kriegen kannst… Und gib nichts zurück!“ – Das Add-On zu Two Worlds II entführt gestandene Fantasy-Recken in eine waschechte Piratenwelt. Dank „Fluch der Karibik“ heutzutage wohl eine sichere Kiste für ein Rollenspiel-Setting und massig Stoff für etwa 15 Stunden weiteren Spielspaß in Antaloor. Karibisches Flair sucht man in Pirates of the Flying Fortress zwar vergeblich, doch ansonsten kommen Freibeuter voll auf ihre Kosten: Finstere Gesellen, lauschiges Wellengeplätscher, grandiose Sonnenuntergänge, massig Humor und ein Schiff als Hauptbasis lassen einen in eine wunderbare Welt eintauchen und Piratenfeeling aufkommen.

Traditionsgemäß startet das Add-On zu Two Worlds II – wie könnte es anders sein? – hinter Gittern. Nachdem wir von einem Piraten angeheuert wurden, für den Freibeuterkommandanten Käpt‘n Teal zu arbeiten, machen wir uns auf den Weg zu dessen Stützpunkt. Dort wird unser Held jedoch prompt gefangen genommen und in einen Käfig auf dem Schiff mit dem wohlklingenden Namen Wandering Wrath gesteckt. Das Missverständnis klärt sich jedoch schnell, da wir uns mittels eines Armreifs und einer Parole „ausweisen“ können. Der Käpt’n hat auch sogleich den ersten Auftrag für uns parat: Er ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen Schatz und einer Frau namens Maren, die uns mehr darüber verraten soll. Und so nimmt das Abenteuer seinen Lauf… Doch was hat es eigentlich mit dieser fliegenden Festung im Südosten auf sich, die selbst den abgebrühtesten Freibeutern die Haare zu Berge stehen lässt? Man spricht nicht gerne über das Thema auf der Wandering Wrath, nur eins ist klar: Käpt’n Teal muss mit einem Bruchteil seiner eigentlichen Mannschaft auskommen, da über die Hälfte seiner Männer beim Anblick des schwebendes Schlosses desertiert sind…

Das Add-On erweitert die riesige Welt von Antaloor um eine Gruppe von Inseln, ein Archipel namens Ublaryak, das vom Rest der Welt abgeschottet ist. Die Storyline verläuft unabhängig vom Hauptspiel und bietet die Möglichkeit, entweder einen gestandenen Spielercharakter zu importieren oder mit einem unbefleckten Helden neu zu starten. Letzterer beginnt auf Level 42 und bringt genügend Ausrüstung, Auras und freie Skillpunkte mit, um unter den Piraten zu bestehen. Das ist eine feine Sache, da man so direkt ins Abenteuer starten kann, auch wenn kein erfahrener Held aus dem Hauptspiel bereitsteht oder man ganz unkompliziert neu beginnen möchte. Für komplette Neueinsteiger der Serie könnte sich der Anfang als schwierig erweisen, da Kenntnis des Hauptspiels zwar nicht für das Verstehen der Geschichte, wohl aber für die Spielsteuerung, insbesondere das komplexe Crafting- und Zaubersystem von Bedeutung ist.

Die Vorzüge des Hauptspiels kommen natürlich auch bei Pirates of the Flying Fortress zum Tragen. Das Charaktersystem lässt dem Spieler weiterhin freie Wahl bei der Gestaltung seiner Fähigkeiten, so dass man sich je nach Wunsch als Krieger, Waldläufer oder Magier versuchen kann – oder als Hybrid, sofern man gewillt ist, seine Skillpunkte auf die verschiedenen Talentbäume aufzuteilen. Das ausgeklügelte Zaubersystem lässt unendliche Möglichkeiten zur Schaffung von Zaubern zu, die sich mittels kauf- und findbaren Karten modifizieren lassen. Hier ist Kreativität gefragt, um die optimale Kombination für mächtige und hilfreiche Zauber zu finden! Ebenso lädt das Craftingsystem dazu ein, Gegenstände immer weiter zu verbessern, einzufärben, mit Kristallen zu veredeln oder unbrauchbare Items in seine Bestandteile zu zerlegen. Auch Kräuter, Eingeweide und ähnliche Gegenstände, die dem Helden auf seinen Reisen ins Inventar purzeln, lassen sich sinnvoll weiterverarbeiten: Mithilfe der Alchemie lassen sich hilfreiche Tränke zur Lebens- und Manaregeneration, für Resistenzen oder sogar zum Wasserwandeln herstellen. Wie beim Zaubern gilt es hier ebenfalls, die Rezepte selbst herauszufinden. Erfreulich ist bei Zauber-, Crafting- und Alchemiesystem, dass die Experimente jederzeit stattfinden können, sofern wir uns nicht im Kampf befinden. Es wäre auch zu ärgerlich, jedes Mal umständlich die Wandering Wrath oder eine Stadt aufsuchen zu müssen. Dennoch erstaunlich, dass wir ständig unseren Alchemiekessel und die notwendigen Schmiedewerkzeuge (Hammer und Amboss??) mitschleppen. Andererseits ist unser Held mit zig Schwertern, Äxten und Armbrüsten im Gepäck ja ohnehin ein kleines Raumwunder…

Mangelnder Realismus soll aber nicht weiter stören – besser genießt man die wundervolle Welt, die absurden Charaktere und die abwechslungsreichen Sidequests, die stets mit einer Prise Humor gewürzt sind. Auf der Inselgruppe trifft man auf diebische Gestaltwandler, zankende Geister, affektierte Lagerverwalter und natürlich auf die obligatorische Schönheit, die uns wie selbstverständlich auf einer männerdominierten Insel in hautenger Kleidung und bauchfrei allein im Wald begrüßt. Man könnte bemängeln, dass das Add-On sich, ebenso wie das Hauptspiel, zu sehr auf gradlinige Questführung und weniger auf die Open World-Komponente des ersten Teils der Serie konzentriert. Dies fällt jedoch nicht unbedingt störend ins Gewicht, da die Quests durchweg detailliert ausgearbeitet sind und mit dem für Two Worlds typischen Humor glänzen.

In puncto Grafik ist die Piratenerweiterung ambivalent: Zwar ist die Welt liebevoll gestaltet und lädt aufgrund der schönen Lichteffekte zum Verweilen ein – Sonennuntergänge hinter der Nachbarinsel wirken genauso wildromantisch wie der Schein des Vollmonds, der sich auf dem Meer spiegelt. Insgesamt wirken die Texturen jedoch etwas arm an Details, und besonders den Zaubern hätten aufgehübschte Effekte besser zu Gesicht gestanden. Darüber hinaus wirkt die Umgebung manchmal arg milchig und die Hintergründe erscheinen verwaschen, wobei der Blurr-Effekt beim schnellen Laufen sehr fesch ist. Schade nur, dass ganz Ublaryak ein mitteleuropäisches Klima aufweist, denn gerade hier hätten sich doch Palmen mit Südsee-Flair für mehr Abwechslung in der Vegetation angeboten.

Erfreulich ist die wie auch im Hauptspiel gelungene Synchronisation. So hat TopWare es sich doch nicht nehmen lassen, erneut bekannte Hollywood-Synchronsprecher zu engagieren. So leiht wieder einmal Dietmar Wunder dem Hauptcharakter seine Stimme, die man hierzulande mit Daniel Craig oder Adam Sandler verbinden dürfte. Die Dialoge im Piraten-Add-On sind aufgrund der hochkarätigen Sychnrochsprecher überaus gelungen und nicht nur lieblos dahergenuschelt. Untermalt werden die Unterhaltungen von passender Mimik und teils ausladender Gestik seitens der NPCs, die von passenden Kameraeinstellungen gut in Szene gesetzt werden. Hier werden Spielfluss, Dialoge und Zwischensequenzen schön verwoben, so dass sich ein rundes Bild im Hinblick auf die Erzählweise der Story ergibt. Hier wirkt es sich positiv aus, dass die Gesichter und Animationen der Charaktere mit dem Add-On ein Upgrade spendiert bekommen haben und so viel lebensechter wirken.

Ein Negativpunkt für PC-Spieler, der auch schon beim Hauptspiel vorlag, ist die Tatsache, dass Computer- und Konsolenversion quasi identisch sind. Dies macht sich besonders in der Menüführung und Steuerung bemerkbar, die eindeutig konsolenorientiert ausgelegt sind. So wären in einigen Menüs Drag- & Dropfunktionen hilfreich gewesen und auch im Spielbildschirm vermisst der PC-Zocker den Mauszeiger. Automatisches Rennen wäre nett gewesen, ebenso wie eine vernünftige Möglichkeit, die Gegner anzuvisieren. Unerfreulicherweise zeigt sich das Spiel außerdem nicht sonderlich stabil im Hinblick auf gelegentliches Minimieren – bevor man mittels Alt-Tab zu Windows wechselt, sollte man sicherheitshalber kurz zwischenspeichern. Auf älteren Rechnern läuft das Add-On zwar nicht grandios, ist aber definitiv ohne größere Grafikruckler spielbar; ein eindeutiger Fortschritt zum ersten Teil der Serie.

 

Neben dem Hauptspiel verlangt das Piraten-Add-On mindestens eine 512MB-Grafikkarte, 2.0 GHz Prozessorleistung und 1GB RAM. Betriebssysteme ab Windows XP und aufwärts sowie Mac Snow Leopard (nicht getestet) werden unterstützt. Da das Spiel registriert werden muss, ist eine Internetanbindung von Vorteil; ansonsten lässt sich die Anmeldung auch per Telefon vornehmen. Ebenfalls vorhanden ist die Möglichkeit, das Spiel mit 3D-Shutterbrille zu zocken um noch tiefer in die Welt von Antaloor eintauchen zu können.




Nina meint:

Nina

Weitere 15 Stunden in Antaloor! Wer Two Worlds II mochte und darüber hinaus ein Faible für Piraten hat, den wird es sicher auch auf den Archipel von Ublaryak ziehen. Die Vorzüge des Hauptspiels wissen auch im Add-On zu überzeugen: Besonders die freie Charakterentwicklung und die liebevoll gestalteten Quests mit ihren skurrilen Geschichten und abgedrehten Charakteren, gewürzt mit einer Prise Humor haben es mir angetan. Am Spielprinzip selbst wurde nicht herumgeschraubt, doch insgesamt wirkt die Welt etwas runder als im Hauptspiel: Gesichter sind detailreicher (und herrlich asymmetrisch), das Inventar ist übersichtlicher gestaltet und die Bedienung der Schaluppe des Helden zum Ansteuern der vielen Inseln wurde vereinfacht. Als Negativpunkt am ärgerlichsten ist in meinen Augen die umständliche „konsolige“ Steuerung, die mir als PC-Zocker einfach nicht recht gefallen will. Das ist allerdings Ansichts- und Gewöhnungssache. Wer über dieses Manko hinwegsehen kann und sich die Zeit zum nächsten (unvermeidlichen) „Fluch der Karibik“-Teil verkürzen möchte, kann also guten Gewissens einen Zwischenstopp auf den Inseln von Antaloor einlegen.

Positiv

  • Originelle und abwechslungsreiche Quests
  • umfangreiches Zauber-, Schmiede- und Alchemiesystem
  • Piraten!

Negativ

  • "konsolige" Menüführung und Spielsteuerung
  • gelegentliche Abstürze
Userwertung
8.2 5 Stimmen
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Forum
  • von aldi404:

    Warten wir mal das Silent Hill 2 Remake ab

  • von Phill XVII:

    Ich bin nicht sicher ob ich ein Two Worlds 3 von Bloober Team überhaupt haben will.

  • von aldi404:

    Die meisten ehemaligen Reality Pump Leute sind jetzt wohl bei Bloober Team, die Two Worlds Lizenz werden sie aber wahrscheinlich nicht haben. ...

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Two Worlds II - Pirates of the Flying Fortress Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-09-20
Vermarkter Zuxxez
Wertung 8
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