Like A Dragon: Infinite Wealth im Test

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Ich hätte vorgewarnt sein sollten. Davor, dass sich Like A Dragon: Infinite Wealth nicht mal eben in zwei Wochen durchspielen lässt. Dass man eher so etwas ein ganzes Leben dafür braucht. Und dass man am Ende die verbrachte Zeit nicht bereut.

Like A Dragon Infinite Wealth neXGam 103Als 2020 Yakuza: Like A Dragon herauskam, herrschte bei Fans der Reihe eine gewisse Skepsis vor. Nicht nur, dass der so ikonische Kazumi Kiryu durch den deutlich lebhafteren Ichiban Kasuga als Protagonist ersetzt wurde. Auch das so prägnante Live Action Kampfsystem wurde durch ein rundenbasierendes ausgetauscht. Doch der Versuch eines Neustarts lohnte sich, da das Game ein voller Erfolg wurde.

Seit damals hat sich im Yakuza-Franchise einiges getan. Das Live Action-Kampfsystem wurde in der Spinoff-Reihe Judgment wieder verwendet. Und die letzten zwölf Monate wurden die Fans des Franchise besonders verwöhnt. Zuerst kam im Februar 2023 das Remake Like A Dragon: Ishin heraus. Dieses verwendete bekannte Figuren aus der Reihe und versetzte sie aus Handlungsgegenwart ins Japan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Im November durften schließlich Kazumi Kiryu-Fans feiern, als sein Soloabenteuer Like A Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name herauskam. Und jetzt ist der neuste Hauptteil erschienen, Like A Dragon: Infinite Wealth.

Das Besondere ist, dass man hier nicht nur Ichiban Kasuga steuert, sondern ebenso Kazumi Kiryu. Jedoch muss man als Fan von Erstgenannten nicht Angst haben, dass Entwickler Ryu Ga Gotoku Studio die Veränderung von Yakuza: Like A Dragon wieder rückgängig. Infinite Wealth macht von Anfang an klar, dass immer noch Ichiban die Hauptfigur ist. Allerdings gibt es auch einen verdammt guten Grund, wieso sein Vorgänger so prominent im Game eingesetzt wird. Doch dazu später mehr.

Als das Spiel das erste Mal vorgestellt wurde, wurde es mit dem Handlungsschauplatz Hawaii beworben. Und in der Tat findet der Löwenanteil der Handlung auf dem bekannten US-Staat statt. Doch bis es so weit ist, dauert es. Infinite Wealth lässt sich nämlich zu Beginn Zeit. Sehr viel Zeit.

Like A Dragon Infinite Wealth neXGam 107Vier Stunden vergehen, ehe Ichiban von Osten nach Westen reist. Und diese Zeit kann sich leider ziehen. Es wird sehr viel Spielzeit darauf verwandt, sein Leben nach den Ereignissen des ersten Teils darzustellen. Man sieht ihn in seinem neuen Job, wie er mit Freunden abhängt, wie er immer noch alles und jedem hilft und so weiter und so fort. Doch dann machen sich böse Gerüchte breit, die behaupten, dass er wieder für die Yakuza arbeitet, wodurch sein gesamtes Leben bergab geht. Bis er herausfindet, wer hinter der Aktion steckt, was er vorhat und in welchem Zusammenhang das mit seiner Vergangenheit steht. Am Ende findet sich Ichiban auf Hawaii wieder und wird in ein neues Abenteuer verwickelt.

Erst ab diesem Moment, wo er auf der amerikanischen Insel ankommt, beginnt die Story Fahrt aufzunehmen und den Spieler auch in ihren Bann zu ziehen. Vor allem deshalb, weil Ichiban schon bald Unterstützung durch niemand Geringeren als dem Dragon of Dojima himself Kazumi Kiryu erhält. Dieser sieht im Vergleich zu seinen früheren Auftritten völlig anderes aus, mit komplett grauen Haaren, einem anderen Haarschnitt und einem zivilen Outfit. Eine ungewöhnliche Optik, die ihm jedoch steht. Und irgendwann spaltet sich die Handlung auf, so dass man sowohl den früheren, wie auch den jetzigen Haupthandlungsträger steuert, wenn Letzterer aus Storygründen zurück nach Japan kehrt.

Es ist der Grund für diese Rückkehr, wieso es Sinn macht, Ichiban so prominent einzusetzen. Ohne jetzt großartig zu spoilern, aber das Spiel macht klar, dass dies vielleicht das letzte Abenteuer des einstigen Drachen von Dojima ist. Dementsprechend haben vor allem seine späteren Erlebnisse einen gewissen bittersüßen Unterton, da die Chancen nicht schlecht stehen, dass man ihn dieses Mal ein letztes Mal steuert. Wobei eine Rückkehr in Form von Games, die vor infinite Wealth stattfinden, immer noch möglich ist.

Hawaii entpuppt sich optisch als Handlungsort als ein gewaltiger Unterschied zu Japan. Die amerikanische Insel ist im Vergleich heller, sonniger, offener und weitläufiger. Wobei man hier ebenfalls auf jede Menge japanisch sprechende Leute stößt, die vielen Automaten mit den aus Yakuza bekannten Getränken und Snacks. Ebenso, wie es die bekannten frei herumlaufenden Gegner gibt, denen man ausweichen kann oder bekämpfen kann. Hier hat sich Like A Dragon: Infinite Wealth nicht geändert, was aber auch nicht verkehrt ist, da es so gewisse wiederkehrende Merkmale gibt.

Like A Dragon Infinite Wealth neXGam 112Das Salz in der Suppe aller Yakuza-Spiele waren dabei schon immer die Nebenmissionen, wo man sich verlieren konnte. Auch hier gibt es wieder jede Menge Arcade-Automaten mit Titeln aus SEGAs Videospielvergangenheit. Es gibt Dungeons und ebenfalls eine Art Pokemon in Form der Sujimon-Liga. Doch was mich am meisten Zeit gekostet hat und mit Grund war, wieso diese Rezi so verspätet herauskommt, ist Dondoko Island. Ich verfluche jetzt noch die Entwickler, dass sie diesen Zeitfresser eingebaut haben.

Im Prinzip handelt es sich um ein Eiland, wo du für alles verantwortlich ist. Gemeint ist, dass du die Insel nach eigenen Belieben herrichten kannst. Du kannst Möbel erstellen, gegen diverse Viecher antreten und, was am wichtigsten ist, sie so einrichten, dass du, ganz wie in Animal Crossing neue Bewohner anlocken kannst. Du kannst Stunden in dieses Minigame investieren, weil es einen solch enormen Suchtfaktor besitzt. Und so habe ich teilweise, anstatt die Hauptstory oder eine andere Nebenmission zu spielen, lieber Zeit auf der Insel verbracht, sie herzurichten und sie zu optimieren. Bis ich irgendwann weiter machen musste!

Zum Glück konnte mich das Spiel auch danach noch gut unterhalten. Ich habe mich über herrlich schräge Minimissionen amüsiert, wie beispielsweise, wo man für Ichibans Haustier, einen Taschenkrebs, beim Liebeswerben helfen darf. Und ich war wegen der vielen Plottwists wie gebannt, vor allem, als dann auch immer mehr und mehr auf Plotelemente vergangener Yakuza-Games zurückgegriffen wurde.

Was geblieben ist, ist der rundenbasierende Kampf. Noch immer wählst du deine Aktionen zu Beginn aus und bewegst deine Figuren hin und her, damit vielleicht der eine oder andere Angriff mehr Schaden zufügt. Und noch immer hast du auch besonders wuchtige Attacken, die Magiepunkte kosten, die vor allem zu Anfang sehr knapp ist. Und außerdem wird viel Wert aufs richtige Verteidigen gelegt. Das heißt, wenn du im richtigen Moment, den Verteidigungsknopf drückst, du verhinderst, dass du bei besonders heftigen Angriffen zu viel Schaden nimmst.

Like A Dragon Infinite Wealth neXGam 118Eigentlich ist Like A Dragon: Infinite Wealth grandios. Es gibt allerdings, neben dem sehr lahmen Beginn, noch ein weiteres Manko. Und das ist die deutsche Übersetzung. Es gibt keine deutsche Sprachausgabe, dafür aber deutsche Untertitel. Und hier wurde geschlampt. Teilweise wirken sie seltsam formuliert und teilweise fehlen ganze Buchstaben. So etwas muss heutzutage nicht mehr sein.

Grafisch ist das Game großartig. Die verschiedenen Länder, Städte und Inseln, in denen das Game sich im Laufe der Zeit befindet, sind fantastisch designt. Und die Entwickler haben dabei Wert darauf gelegt, dass das Wetter auf Hawaii nicht immer nur Sonnenschein ist, sondern ebenso mal schlechtes Wetter herrscht.

Ich feiere Like A Dragon: Infinite Wealth. Wobei ich es noch mehr feiern würde, wenn nicht der für die Komplettierung so essentielle New Game+-Modus hinter einer Paywall stecken würde. 20€ darf man dafür blechen, was bei einem 70€-Spiel schon happig ist. Natürlich muss man das nicht kaufen. Aber eine Frechheit ist es trotzdem.
 

 

Götz meint:

Götz

Ich bin spät dran und Like A Dragon: Infinite Wealth ist selber Schuld dran. Wieso muss das Game auch so mächtig machen? Dondoko Island, die ganzen Nebenmissionen, die packende Story.... man hat hier beinahe ein perfektes Spiel. Schon deshalb, weil es durchaus Mankos gibt. Es dauert vier Stunden, bis der Titel endlich anfängt, die deutsche Übersetzung hat deutliche Rechtschreibfehler und dass der New Game+-Modus hinter einer Paywall steckt, ist eine Frechheit. Dennoch hat mich das Game rundherum bestens unterhalten.

Positiv

  • Wieder ein spannendes Abenteuer
  • Ichiban und Kiryu gemeinsam in einem Abenteuer
  • Grafisch Oppulent

Negativ

  • Lahmer Beginn
  • Übersetzungsfehler bei deutschen Untertiteln
  • NG+ hinter Paywall
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  • von Phill XVII:

    Ja Dondoko Island war eigentlich cool, hatte es aber auch zum Großteil ignoriert. Auch wenn es vom Aufwand her geringer ist, habe ich dafür gerade Spaß mit dem Management Game der 7....

  • von Slainte:

    Habe das Spiel auch zuletzt durchgespielt und war sehr angetan. Hab relativ viel gemacht und ca 80 Stunden mit dem Game verbracht. Nur den Part mit Dondoko Island hab ich nur das gemacht was ich machen musste. Seit Yakuza Like a Dragon bin ich dabei und hab alles gespielt was seitdem noch rauskam...

  • von Phill XVII:

    Bei mir ist hauptsächlich der RPG Umstieg ausschlaggebend. Obwohl mir Lost Judgment (sehr) und Gaiden (relativ) gut gefallen hat, werde ich die alten Teile wohl vielleicht nie nachholen....

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Like A Dragon: Infinite Wealth Daten
Genre Actionadventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 4k
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2024-01-26 19:24:00
Vermarkter Sega
Wertung 8.8
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