Bioshock im Test

Macintosh
Lange Zeit mussten sich Mac-User im Warten üben oder für jede Runde zwischendurch ihre Bootcamp Partition bemühen. Dank Feral Interactive hat dies nun ein Ende, denn die Briten bringen den actionreichen Grusel-Shooter von Irrational Games endlich auf den Macintosh. Und der ist wie schon auf PC und Konsolen nichts für zartbesaitete Gemüter...
Wir schreiben das Jahr 1960. Irgendwo in einem Flugzeug über dem Atlantik. Aus zunächst ungeklärter Ursache stürzt der stählerne Vogel mitsamt Passagieren ins Meer. Als scheinbar einziger Überlebender schwimmt man ans Ufer einer nahen, winzigen Insel mit Turm. Was keiner weiß - dieser Turm ist der Eingang in die Unterwasserstadt namens Rapture. "No Gods or Kings. Only Man" prangt es an einem roten Plakat, dass an platte sowjetische Propagandaparolen des vorigen Jahrhunderts erinnert.


Bioshock (Macintosh) - Screenshots


Tatsächlich erscheint Rapture als krude Mischung aus realexistierendem Sozialismus und des philosophischen Objektivimus á la Ayn Rand. Erschaffen wurde die Welt von einem durchaus psychopatischen Typen namens „Andrew Ryan“. Ryan konnte sich mit keiner Weltanschauung zufrieden geben und schuf deshalb seine „eigene Welt“. Hier soll kein Künstler Zensur fürchten, kein Wissenschaftler muss sich moralische Bedenken beugen und niemand wird aufgrund zu schwacher Glieder in der Kette ausgebremst. Doch wie es nun ein mal kommen sollte, ging die Stadt den Bach runter und ließ nur noch entstellte Mutanten zurück. In Bioshock steht ihr als unfreiwilliger Besucher nun den „Kreationen“ gegenüber, welche die Wissenschaftler in ihrem freien Lauf geschaffen haben.


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Diese Art von Mutanten werden auch „Splicer“ genannt. Die Wissenschaftler entdeckten eine Möglichkeit übermenschliche Kräfte den Bewohnern zu implementieren. Doch die Gier nach immer mehr Genen geriet außer Kontrolle, weswegen sich alle Gegenseitig an die Gurgel gingen. Ihr müsst euch selbstverständlich ebenfalls das so genannte „Adam“ zu Nutzen machen und euch zusätzliche Gene spritzen. Mit Hilfe dieser neuen Fähigkeiten seid ihr in der Lage Elektroblitze, Feuerbälle, Telekinese und weitere mehr zu beherrschen. Die Fähigkeiten werden dabei in Plasmide und Gen-Tonika unterteilt. Zu Plasmiden gehören die bereits angesprochenen Fähigkeiten, wie Elektroblitze etc.


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Zur Gen-Tonika Familie gesellen sich Körper-, Technik und Kampf-Tonika. Im Laufe des Spiels werden sich eure Attribute verbessern und so wird z.B. bei kassierten Treffern eine Elektroschock entladen, der den Gegner für kurze Zeit lähmt. Auch eure Lebensenergieleiste oder eure Technikfertigkeit werden sich durch das Beschaffen von mehr Adam erweitern bzw. verbessern.


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Der Einsatz von Plasmiden ist natürlich nicht umsonst und kostet euch nach jedem Gebrauch eine gute Portion von eurem Eve. Das Eve findet ihr in Form von Spritzen überall in der Welt von Bioshock. Neun dieser Spritzen könnt ihr auf Vorrat mit euch herumschleppen. Um an das bereits erwähnte Adam heranzukommen, müsst ihr an eine der vielen „Little Sisters“ herankommen und ihr Adam entwenden. Die Little Sisters sind kleine unscheinbare Mädchen, die eigentlich schon lange keine mehr sind. Man könnte fast meinen, sie entsprangen einem typischen Horror-Film und sehen aus wie eine dieser „Ich will jetzt spielen!“- Puppen.


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Leider kommt man an die Gören ohne weiteres nicht heran, denn die kleinen Biester werden jeweils von einem der „Big Daddy’s“ beschützt. Der Big Daddy ist das große Monstrum mit der Taucherglocke auf dem Kopf. Diese weniger geselligen Typen sind nicht nur extrem schnell reizbar, sondern auch mehr als zäh, was das Einstecken von Treffern anbelangt. Wer einem Big Daddy die Stirn bieten möchte, dem sollte es an Waffenpower nicht mangeln, ansonsten kann es ganz schnell, sehr böse enden. Aber don’t panic – in Raputre stehen einige Schießeisen zur Verfügung, die ihr gegen die bösen Buben einsetzen könnt.


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Neben einer einfachen Rohrzange, werdet ihr nach und nach auch eine Pistole, eine Tommy Gun, Schrotflinte, Granatwerfer und einige mehr finden. Neben der Standard-Munition gibt es auch noch zwei weitere Arten, wie panzerbrechende und ionische Munition. In Kombination mit euren Plasmiden seid ihr zwar immer noch physisch dem Big Daddy bei Weitem unterlegen, aber mit etwas Geschick seid ihr auf jeden Fall in der Lage Paroli zu bieten. Oft hilft es auch nach umherstehenden Objekten, wie Gasflaschen etc., Ausschau zu halten und diese mit eure Telekinese-Fähigkeiten aufzunehmen und auf den Obermacker zu feuern. Sobald der Dicke das Zeitliche gesegnet hat, kommt ihr an die Little Sister und an das nötige Adam heran, das ihr braucht. Hier stehen euch zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder ihr beraubt sie ihrem ganzen Adam, was sie anschließend töten würde oder ihr entzieht ihr nur so viel, dass sie es überlebt und somit ihr Leben rettet. Letzteres bringt euch zwar weniger Adam auf eurem Konto, doch für eure Gütigkeit werdet ihr später belohnt.


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Ursprünglich hatte Bioshock in den ersten Präsentationen noch einen ganz anderen Gameplay-Stil: Man wollte eigentlich das typische Run ‚n’ Gun Genre meiden und eher den Spieler dazu bringen intelligent vorzugehen, so dass man nur durch clevere Vorgehensweise im Spiel überleben kann. Allerdings hat man sich nun merklich doch entschlossen vermehrt auf gradlinige Action zu setzen. Entsprechend selten sind auch Rätsel. Clever vorgehen könnt ihr aber dennoch...


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Da die Munition für ein Shooter doch recht knapp bemessen ist und auch das Eve nicht an jeder Ecke liegt, könnt ihr oft an manchen Stellen gleich mehrere Gegner auf einmal plätten. Stehen z.B. zwei Splicer in einer Pfütze vor euch, jagt ihr einfach mit euren Elektroblitzen ein paar 1000 Volt durch ihre Körper und die Sache ist erledigt. Nützlich sind auch Öl-Lachen, die ihr entfachen könnt. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, da ihr euch auch ganz schnell selber die Pfoten verbrennen könnt. Daher kann die Aktion "Munition-Sparen" auch ganz schnell nach hinten los gehen. Nicht immer findet man auf Anhieb eine vorgesehene Stelle für eure Gegner. Bis ihr manchmal eine ausfindig machen könnt, verliert ihr in der Hektik nur unnötigerweise Lebensenergie und Eve. Da ist es immer noch am umkompliziertesten einfach die Wumme zu zücken und das Problem auf die gute, altmodische Art zu lösen.



Neben der Suche nach dem Adam habt ihr natürlich noch die Aufgabe einige Drahtzieher in der Welt von Rapture aufzuspüren und ergo zu töten. Die Story wird dabei durch Tonbänder, die überall versteckt herumliegen, weiter vorangetrieben. Ziemlich schade, dass es keine Zwischensequenzen im Spiel selbst gibt. Ich persönlich bin kein Fan von Storyfortführungen dieser Art, aber wen es bei Half Life schon nicht gestört hat, dem wird es auch hier in keinerlei Hinsicht bitter aufstoßen. Ingesamt gesehen mag Bioshock recht linear wirken, zwar lockern ein paar Hackerspielchen oder Fotoknipsereien das Geschehen ein wenig auf, aber im Großen und Ganzen folgt ihr immer strikt den Anweisungen, die ihr vom Spiel erhaltet.


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Die Steuerung ist äußerst gelungen und lässt keinen großen Raum für Kritik offen. Hier wird klassisch mit AWSD und der Maus gesteuert, wobei sich im Optionsmenü die Sensibilität der Maus einstellen lässt. Nicht unwichtig, denn hin und wieder ist genaues Zielen äußerst hilfreich. Wer will, darf sogar das Xbox360 Joypad seiner Konsole einstöpseln und nutzen. Auffallend hier, dass man während des Spiels in den Optionen die Tastaturbelegung nicht verändern kann, ohne den Spielstand zu verlieren. Entsprechend lässt sich auch nicht die Tastaturbelegung überprüfen. Nur im Spiel selbst lässt sich in der Info (Taste M) erfahren, wie man denn nun das Erste-Hilfe-Paket benutzt oder sich eine Ladung Eve spritzt.


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Grafisch bietet das Spiel wirklich schöne Umgebungsgrafik und einmalige Wassereffekte, die euch ins Staunen versetzen werden. Am Besten gefällt mir aber die einmalige Architektur, die man so bisher kaum in einem Videospiel zu Gesicht bekommen hat. Beide Daumen nach oben für Art Deco! Die Musik ist ebenfalls sehr stimmig, erinnert mit Stücken von Bobby Darin oder Bing Crosby und dem knarzenden Grammophon-Sound an die 30er Jahre und bringt noch mal ordentlich Atmosphäre ins Geschehen. Die Synchronsprecher verrichten ebenfalls tadellose Arbeit. Wobei die Audiodialoge zu oft in Gefechten untergehen - hier wären klassische Zwischensequenzen womöglich doch die bessere Lösung gewesen. Eines ist angesichts der Handlung aber auch klar: Dieses Spiel gehört nicht in die Hände Minderjähriger, denn hier wartet wirklich harter Tobak, der auch Erwachsene durchschwitzt durch die Gänge streifen lassen wird.


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Natürlich kostet eine entsprechende Präsentation auch ordentlich Hardware-Power. Auch wenn man offiziell laut Feral bereits mit einem Intel Mac und 1,8 Ghz CPU, 1,5 GB RAM und 128 MB Grafikkarte (Intel GMA wird nicht unterstützt) dabei ist, so ist dies wirklich als das untereste Ende zu sehen. Da gerade die Optik stark zur Atmosphäre beiträgt, sollten es schon eine 256 MB Grafikkarte sowie gute 2 GB RAM sein. Bioshock läuft laut Feral Interactive noch unter OSX 10.5.8, beim Snow Leo auf unserer Testkonfiguration zeigten sich keinerlei Macken. Allerdings soll es beim Schneeleoparden und Nvidia Grafikkarten zu Performance Problemen kommen - an einem Patch wird gearbeitet. Übrigens bleiben Mac-User von den nervigen Aktivierungen der Windows Version verschont und nur zum Start muss die DVD kurz eingelegt werden - ein Grund mehr zur hierzulande von Application Systems Heidelberg vertriebenen Macintosh Fassung zu greifen!

Sebastian meint:

Sebastian

 Auf Konsolen & co. gehört Bioshock zwar schon zum alten Eisen, aber das sagt nichts über die Qualität aus - die stimmt hier nämlich allemal! Das Setting ist unglaublich stylish und optisch spielt Bioshock immer noch in der oberen Liga mit. Durch die Plasmide und Gen-Tonika kommt auch spielerisch noch ein wenig frischer Wind hinzu. Die Spielzeit fällt mit ca. 15 Stunden zwar nicht ungeheuer lang aus, dafür verzichteten die Macher aber auf sich dehnende "Kaugummi-Level", welche die Spielzeit unnötig in die Länge ziehen. Außerdem laden drei verschiedene Enden zur erneuten Bewältigung des Unterwasser-Abenteuers ein. Wem Horror-Shooter á la
Doom 3 Freude bereiten und sich nach neuen Abenteuern sehnt, der kommt als Mac Gamer derzeit an Bioshock nicht vorbei!

Positiv

  • Optisch opulent & unglaublich atmosphärisch
  • Unverbrauchtes Szenario
  • Tolle Soundkulisse

Negativ

  • Relativ kurze Spielzeit
  • Kein Multiplayer
Userwertung
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Bioshock Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 7. Oktober 2009
Vermarkter FeralInteractive
Wertung 8.6
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neXGam YouTube Channel
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