Final Fantasy XI im Test

PC Windows
Vor langer langer Zeit lud Squaresoft zur Pressekonferenz. Das Thema: Die Final Fantasys der nächsten Jahre! Während „Final Fantasy IX“ als reines Offline-RPG geplant wurde, sollte das Next Generation-RPG „Final Fantasy X“ bereits Online-Komponenten bieten und der elfte Teil als reinrassiges Online-Rollenspiel den Käufer bezirzen. Nun – mit Ausnahme von Teil 10 haben die Entwickler Wort gehalten. Teil 11 ist ein stattliches MMORPG in bester Everquest und Ultima-Tradition und entführt den Spieler in das geheimnisvolle Reich Vana´diel. Seid September 2003 ist eine verständliche englische Version erhältlich und in wenigen Tagen lockt die (englischsprachige) deutsche Version die hiesigen Fans. Die PS2-Version hat es mangels Festplatte nicht über den Ozean geschafft, zudem ist eine Kreditkarte für fröhliche Online-Gelage unabdingbar.


Am Anfang eures Abenteuers habt ihr die Ehre einen Helden nach eurem Abbild und Geschmack zu erschaffen. Verschiedene Rassen (Hume, Taru Taru etc.) stehen hier zur Wahl, die alle unterschiedliche Neigungen aufweisen und jeweils eine Heimatregion in den Weiten Vana´diels haben. Die Menschen setzen auf Industrialisierung und unterhalten in „Bastok“ gigantische Schmieden und Minen, die Elvaans haben sich im schwer befestigten „San d'Oria“ einem ritterlichen Kodex verschrieben und die possierlichen Taru Tarus erkunden in Windurst die Geheimnisse der Magie. Letztlich bleibt es aber euch überlassen, welcher Nation ihr dienen wollt, die Karriere eines Hume in der Elvaan-Hochburg San d´Oria ist also ohne weiteres möglich.



"Renderoptik gibt es nur im Vorspann"


Jede Stadt verdient das Prädikat „gigantisch“ – nie waren Final Fantasy-Siedlungen größer. In den Lokalitäten wimmelt es nur so von Shops, Auktionshäusern (Wo Spieler untereinander Waren tauschen können), verschiedenen Einrichtungen und NPCs (Non Player Characters), die euch teilweise mit Sidequests versorgen. Jede Stadt hat ihre eigenen Charakteristika und ihr Wahrzeichen, in Bastok ragt eine gigantische Schmiede („Metalworks“) in den grauen Himmel, San d´Oria bietet mit seinem Schloß ein mittelalterliches Ambiente und der riesige Baum aus Windurst könnte auch Secret of Mana entsprungen sein. Den Ausgangspunkt eurer Streifzüge bildet das Moghouse. Dieser Raum kann nur von eurem Alter Ego betreten und je nach Wunsch individuell eingerichtet werden. Des Weiteren könnt ihr hier Zeitung lesen, Items verstauen, den Job wechseln oder euch der Pflanzenzucht widmen.

Die Areale, die die drei Zivilisationen umgeben und verbinden beeindrucken ebenfalls mit monumentalen Ausmaßen und viel Abwechslung. Ein solches Gebiet zu durchqueren nimmt meist mehrere Minuten in Anspruch – bei Städtereisen per pedes solltet ihr daher viel Zeit aufbringen können. Jede Gegend hat ihr eigenes Setting und ihren individuellen Look,,, Das rauchige und karge „Gustaberg“ grenzt an die fruchtbare Konschtat-Ebene, wo unzählige Windmühlen ihr Werk verrichten. Aufgewertet werden die Locations noch durch unterschiedliche Tageszeiten und diverse Wettereinflüsse, die auch Einfluss auf den Spielverlauf haben. Insgesamt kann sich Vana´diel rühmen, die wohl größte und lebendigste virtuelle Welt in einem Videospiel überhaupt zu sein.


"Chocoboreiten gibt es natürlich auch in der Online-Episode"


Im weiteren Verlauf erkundet ihr den weitläufigen Planeten auch per Chocobo, Boot oder Luftschiff. Auch wenn es meist das unablässige Aufleveln sein wird, dass euch raus in die Prärie treibt, so bietet „Final Fantasy XI“ auch eine gigantische Anzahl verschiedener „Quests“ und „Missions“, die euch zwingen die schützenden Stadtmauern zu verlassen. „Quests“ sind sekundär und müssen nicht von euch absolviert werden, um der Story des Epos zu folgen. Die über 100 Sidequests erhöhen jedoch die Langzeitmotivation enorm, auch wenn der Großteil nicht über das übliche Schema „Bring Item A nach B“ hinauskommt.

Mehr Abwechslung bieten da die Missionen, die je nach Heimatland variieren und in Echtzeit-Cutscenes die Storyline des MMORPGs vorantreiben. Zwar kann sich die Hintergrundgeschichte nicht mit den etablierten Offline Final Fantasys messen, die Online-Konkurrenz wird jedoch allemal ausgestochen. Richtig spannend wird es ab Mission 6 – hier ist Teamwork angesagt! In einer Party bereist ihr ein fernes Königreich und stellt euch dort einem bösartigen Drachen zum Kampf – und das ist nur der Anfang!


"Eingelgänger haben schlechte Karten"



Bis ihr gegen den finalen Obermotz antreten dürft ist es jedoch ein weiter Weg, und dann warten immer noch die Zusatzmissionen auf einen Abstecher. Wer wirklich alles in FF XI sehen will, sollte im besten Fall kein Sozialleben haben und arbeitslos sein ,,,) Zudem wimmelt es in den unerforschten Steppen von übermächtigen Bossgegnern, die eine Allianz erfordern. Bis zu drei Partys können sich auf diese Weise zusammenschließen und dem Unhold in einem 18 Mann starken Kampfverband Saures geben. Auch Player vs. Player-Duelle sind möglich, unfaires Killen von Neulingen entfällt aber – vorbildlich!

Widmen wir uns dem innovativen Kampfsystem. Im Gegensatz zu den kabellosen Vorgängern gibt es keine Zufallskämpfe mehr, alle Widersacher sind in den Arealen von Anfang an sichtbar. Zudem verrät euch der „check“-Befehl die Stärke des anvisierten Bösewichts und somit eure Chancen. In Acht nehmen müsst ihr euch vor den sogenannten „Beastmen“, dieser Rassenverband bedroht die friedlichen Existenzen Vana´diels und greift euch auch offensiv an, wenn ihr ins Sichtfeld geratet! Sobald ihr in einen Kampf verwickelt seid, habt ihr unterschiedliche Optionen zur Wahl. Neben Itemeinsatz und Angriff stehen euch noch verschiedene Waffen- und Berufs-spezifische Skills zur Verfügung.


"Mein Chara: Zweihandschwert ist Pflicht"


Je nach Profession könnt ihr so Schlagkombinationen auf euren Gegnern prasseln lassen, Magie anwenden oder einen Summon beschwören. Nach der Auswahl führt euer Alter Ego das Kommando selbstständig in Echtzeit aus, ihr habt aber nach wie vor Einfluss auf die Bewegungen des Schützlings. Die ungeahnten taktischen Möglichkeiten des Spielsystems offenbaren sich erst, wenn ihr in einer Party kämpft. Jedem Mitglied wird hier eine feste Rolle zugewiesen, die es nach bestem Gewissen zu erfüllen gilt. „Healer“ halten sich im Hintergrund und frischen die Gesundheit der Truppe auf, Tanks ziehen mit „Provoke“-Befehl die Wut des Feindes auf sich und lenken ihn so von schwächeren Team-Mitgliedern ab, während „Damage Dealer“ munter draufhauen. Dies stärkt den Teamgedanken ungemein und macht einen hohen Reiz des Games aus. Die sogenannten „Macros“ erlauben es euch schließlich eure eigenen Befehlsketten zu entwicklen, die euer Held dann auf Knopfdruck ausführt. Die Kombinationsmöglichkeiten sind hier schier unbegrenzt und versehen FF XI so mit dem wohl tiefgründigsten Kampfsystem der Serie.


"Und nochmal von vorne - very stylish!"


Ein besonderer Umstand ist die Serverpolitik seitens Square Enix. Sämtliche Spieleserver (Die nach Summons wie Odin und Bahamut benannt sind) befinden sich in der japanischen Firmenzentrale – sprich amerikanische und europäische Zocker sind mit einem hohen Ping gesegnet. Was das eigentliche Gameplay kaum beeinflusst, stört enorm beim Campen. Eine lukrative Geldquelle sind die so genannten „Notorious Monsters“, die stets an diversen „Respawn Points“ auftauchen – hier haben japanische Zocker einen Heimvorteil, den sie auch gnadenlos ausschlachten. In FF XI wird nämlich nicht nach Nationen oder Kontinenten differenziert, alle spielen gemeinschaftlich in einer gigantischen Welt. Ein gutes Schulenglisch ist also allemal Pflicht ,,,)

Etwas prickelnder wird das Ganze, sobald die magische Level 18-Grenze erreicht ist. Jetzt lässt sich ein „Subjob“ zu eurem „Mainjob“ auswählen – sprich ihr genießt die Abilities zweier Klassen gleichzeitig. Um nicht zum unverwundbaren, gottgleichen Wesen zu mutieren, haben sich einige Limitationen ins Programm geschlichen. Zum einen kann euer Subjob immer nur den halben Level eures Mainjobs betragen, zum anderen wird nur die Berufsklasse mit frischen EXP versorgt, die gerade euer Mainjob ist.


"Summons wie Ifrit erhöhen die Schlagfähigkeit eurer Truppe enorm"



Dafür lässt sich zwischen den verschiedenen Berufsgruppen je nach Gusto umschalten, sobald ihr eine Stadt betritt. Wer also genug hat vom offensiven Tunnelwurm-Metzeln, der kann auch mal seine sanfte Seite ausleben und sich als White Mage versuchen. Ab Level 30 folgt dann der nächste Motivationsschub,,, Jetzt warten verschiedene Quests auf euch, die euch mit den richtig stylishen Subjobs versorgen. U.a. stehen Samurai, Dark Knight, Summoner und Dragooner zur Wahl. Für Frust sorgt allerdings der Umstand, dass ihr nach eurem Ableben einen gewissen prozentualen Anteil euer EXP verliert. Grade in höheren Erfahrungs-Regionen schmerzt ein Ableben daher doppelt – Echte Pechvögel büßen gar einen kompletten Level ein.

Die Optik des elften Teils ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar beeindrucken die Models mit einem hohen Detailgrad (Alle angelegten Rüstungsteile werden grafisch abgebildet) und die unterschiedlichen Gegenden sind weitläufiger als die stille Ebene aus „Final Fantasy X“, allerdings wird die Szenerie von massiven Pop Ups gestört. Zwar sticht die PC Version die PS2-Edition grafisch dank höherer Auflösung aus, gleichzeitig wurde aber bei der Portierung der auf Emotion Engine optimierten Grafikroutinen geschlampt.


"Das Chatsystem ist leider wenig komfortabel ausgefallen"



Einige grafische Spielereien und Effekte des Konsolen-Games haben es nicht in die Windows-Version geschafft, auch werden die polygonalen Charaktere auf der PS2 schneller aufgebaut. Enttäuschend ist auch die Framerate des Rollenspiels,,, Auf nahezu jeder Rechnerkonfiguration macht sich ein Ruckeln bemerkbar. Dafür genießen Besitzer der PC-Version eine höhere Übersicht dank kleinerer Infoboxen und je nach Grafikkarte echtes Bump Mapping. Der Hintergrundmelodien passen zwar stets zum grafischen Setting, haben aber leider keine Ohrwurmqualitäten – kein Vergleich zu den Offline-Scores also.


"Sonnenaufgang in Bastok"

Kai meint:

Kai

Was habe ich als waschechter FF-Freak nicht alles auf mich genommen um in den Genuss der elften Episode zu kommen: Mangels EU-Version das Game aus den Staaten importiert, Kreditkarte beantragt, den Rechner aufgerüstet und die Freundin vernachlässigt. Und hat es sich gelohnt? Ja! Die Square Mannen haben es geschafft mit Vana´diel eine glaubhafte Fantasy-Welt zu entwickeln, die durch ihre schiere Größe den Forscherdrang weckt, kombiniert mit motivierenden Missionen und einem einmaligen Kampfsystem. Europäische Zocker bekommen neben „Rise of the Zilaart“ auch gleich das neue Expansionpack „Chains of Promathia“ spendiert, dass weitere Areale, Missionen und Gameplayelemente wie Luftschiffschlachten implementiert. Alteingesessene Veteranen könnten jedoch enttäuscht sein – ähnlich wie „Final Fantasy Tactics“ hat das Epos wenig mit den regulären Teilen gemein. Das Spielgefühl und die Atmosphäre sind anders, aber nicht minder faszinierend. 

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Final Fantasy XI Daten
Genre -
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2003
Vermarkter SquareEnix
Wertung 8.8
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