Star Trek: Legacy im Test

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In den letzten Wochen brach eine wahre Welle von Star Trek Games über Zocker aller Konsolen und Science-Fiction-Fans herein. Kaum ein aktuelles System wird augenblicklich von der Sternenflotte und ihren Helden verschont. Für die PS2 steht Encounters im Händlerregal, während Tactical Aussault auf DS und PSP seinen Weltraum-Charme versprüht. Doch keines dieser Games weckt so hohe Erwartungen wie Star Trek: Legacy, das kürzlich für den PC und die Xbox 360 erschienen ist. Die Macher versprechen nicht nur eine Reise durch alle wichtigen Star Trek Epochen, sondern haben es sogar geschafft, die Originalstimmen der fünf wichtigsten Captains der Science-Fiction-Saga für das Projekt zu gewinnen. Von William Shatner bis Scott Bakula sind also alle mit an Bord. Eine so hochkarätige Besetzung lässt tatsächlich auf ein Spitzenspiel hoffen.

Die größten Legenden der 40-jährigen Star Trek Geschichte geben sich die Ehre.


Wir wollen an dieser Stelle nicht verraten, wie es die Schreiberlinge geschafft haben, alle Star Trek Epochen miteinander zu verknüpfen, aber die Geschichte ist gelungen. Alles beginnt mit Captain Jonathan Archer und der Crew der ersten Enterprise. Die Helden der Starfleet-Frühgeschichte werden von den Vulkaniern gebeten, ein verlorenes Forschungsschiff aufzuspüren, was auch innerhalb der ersten Mission gelingt. Allerdings ist dies nur der Beginn eines Abenteuers von epischen Ausmaßen. Die vulkanischen Wissenschaftler hüten ein Geheimnis, auf das es diverse kriegerische Aliens abgesehen haben. So gibt es schon bald erste Konfrontationen mit den Romulanern und in späteren Spielabschnitten trifft man selbstverständlich auf die Klingonen, die Borg und eine Reihe weiterer intergalaktischer Fieslinge. Insgesamt kämpft sich der Zocker durch vier Epochen der Star Trek Historie. Nach Captain Archer hat man es für lange Zeit mit Kirk und seinen Freunden zu tun, da sowohl die klassische TV-Serie als auch die Filmreihe in die Story integriert wurden. Zu guter Letzt trifft man dann auf Jean-Luc Picard, Benjamin Sisko und Kathryn Janeway, die das zeitlich fortgeschrittene Universum bevölkern.

Der Hauptmodus des Games hat eine typische Missionsstruktur, wie man sie bereits aus einer Vielzahl von vergleichbaren Produkten kennt, die seit Wing Commander erschienen sind. In der Regel bekommt man zu Beginn ein relativ klares Ziel als Vorgabe, muss dann aber erkennen, dass diverse unerwartete Ereignisse neue Aufträge nach sich ziehen. Mit insgesamt 15 Episoden, die zwischen 20 und 40 Minuten in Anspruch nehmen, ist Legacy kein sonderlich langes Spiel. Ein deutlich ansteigender Schwierigkeitsgrad sorgt aber dennoch dafür, dass ein wenig Langzeitmotivation aufkommt. Wirklich frustrierend ist allerdings die Tatsache, dass der Zocker keine Möglichkeit hat, innerhalb einer Mission zu speichern. So darf man sich im ungünstigsten Fall mehrmals durch besonders einfache aber zeitraubende Sequenzen quälen, nur um kurz vor dem rettenden Ende immer wieder zu versagen.

Raumschlachten bilden eindeutig den Mittelpunkt des Geschehens und hier muss man den Entwicklern ein großes Lob aussprechen, denn die Konfrontationen wurden sehr gut in Szene gesetzt. Statt einem simplen Ballerspektakel erwarten den Zocker taktisch interessante Duelle. Ein Großteil der Raumschiffe ist zwar schwer bewaffnet, aber nicht gerade wendig, was passend wirkt, wenn man die Serien und Kinofilme verfolgt hat. Die Steuerung ist komplex, was zu Beginn für leichte Verwirrung sorgt, die aber dank der ersten Mission, die gleichzeitig als Tutorial dient, innerhalb von einer halben Stunde schnell überwunden ist. Energie kann zwischen den einzelnen Systemen umgeleitet werden, Reparaturen sind in regelmäßigen Abständen notwendig, Planeten oder Feinde lassen sich scannen und es gibt ein gut funktionierendes Zielsystem für Phaser und Photonentorpedos. Noch interessanter wird das Ganze durch die Möglichkeit, eine Mini-Flotte von bis zu vier Raumschiffen zu befehligen. Je besser eine Aufgabe bewältigt wurde, desto mehr Punkte bekommt man, die in neue Verbündete investiert werden dürfen. Jeder Mitstreiter kann selbstständig agieren, Befehle entgegennehmen oder direkt gesteuert werden. Letzteres empfiehlt sich zumindest zeitweise, da die computergesteuerten Schiffe zwar im Kampf überzeugen können, aber regelmäßig vergessen, sich zurückzuziehen, um Reparaturen durchzuführen.


12 Uhr mittags. Die Schilde halten...


Wer die Kampagne hinter sich gelassen hat oder sich nicht viel aus der Geschichte macht, darf einzelne Gefechte erstellen oder über Xbox Live an einer Schlacht mit bis zu vier menschlichen Zockern und 16 Schiffen teilnehmen. Diese Modi zumindest ein Mal anzutesten lohnt sich, da man hier endlich die Kontrolle über die Maschinen feindlicher Aliens übernehmen darf. Mit einem Borg-Kubus das Weltall unsicher zu machen bleibt zwar nicht ewig spannend, aber für ein wenig Action zwischendurch eignen sich solche Kurzduelle durchaus. Leider wurde auch im Multiplayer-Bereich viel Potential verschenkt. Hätte man die Kampagne beispielsweise kooperativ im Split-Screen oder über Xbox Live zocken dürfen, wäre Legacy deutlich spaßiger geworden.

Obwohl es in Sachen Gameplay nur wenig zu meckern gibt, ist Star Trek: Legacy nicht die Offenbarung, die sich viele Fans erhofft haben. Dem Spiel fehlt es sowohl an Charme als auch an Abwechslung. Außer den Weltraum-Missionen gibt es absolut nichts auf dem Bildschirm zu sehen. Keine Zwischensequenzen, in denen man die Protagonisten der Fernsehserien bestaunen darf, lockern das Geschehen auf. Auch diverse Minigames an Bord der Raumschiffe oder auf den Planetenoberflächen wären denkbar gewesen. Wie gern hätte man die Borg in den Gängen der Enterprise bekämpft oder neue Welten nach Leben durchsucht. Doch dummerweise sehen das die Entwickler völlig anders und zeigen uns nur Raumschiffe, die durchs Weltall fliegen und gelegentlich aufeinander ballern. Selbst die Story wird erzählt, während auf dem Bildschirm Metallriesen in verschiedenen Kameraperspektiven durch die unendlichen Weiten gleiten.

Auch die Grafik hinterlässt einen gemischten Eindruck. Was gezeigt wird, sieht richtig gut aus, aber leider sind ständig ähnliche Situationen zu sehen. Die Raumschiff-Modelle sind der optische Höhepunkt. Nie zuvor durften sich Science-Fiction-Freunde über so detailverliebte virtuelle Rekonstruktionen der legendären Weltraumvehikel freuen. Die Enterprise in ihren diversen Inkarnationen, die Defiant, die Voyager und viele andere Kolosse sehen nicht nur fantastisch aus, sondern verfügen auch über ein sehr gelungenes Schadensmodell, das dem Zocker jederzeit vor Augen führt, wie nah der Sensenmann gerade ist. Besonders sehenswert sind natürlich die großen Weltraumschlachten mit über einem Dutzend beteiligter Kontrahenten, die aus allen Rohren aufeinander feuern. Auch die Hintergründe wurden ordentlich gestaltet und man hat versucht, das All mit möglichst vielen abwechslungsreichen Elementen etwas weniger trostlos erscheinen zu lassen. Planeten, Nebel, Asteroidengürtel, diverse künstlich erschaffene Konstruktionen und eine Reihe weiterer Objekte lockern die ewige Dunkelheit auf, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich während des gesamten Spiels in einer sehr ähnlichen Umgebung befindet. Während diverse Effekte wie die schnell durchs All rasenden Photonentorpedos oder der Warp-Antrieb gut in Szene gesetzt wurden, sehen die Explosionen ein wenig grob und veraltet aus.


Bei den gelungenen Modellen stimmen auch die Größenverhältnisse. Die Borg machen auf der Xbox 360 einen übermächtigen Eindruck.


Sowohl die musikalische Untermalung als auch die Effekte passen nahezu perfekt. Wie schon in den Serien werden oft ruhigere Töne angeschlagen und manchmal sorgt ein zurückhaltender Chor für diese gewisse Star Trek Atmosphäre, die echten Trekkies einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen lässt. Phaser-Feuer und andere Sounds scheinen direkt aus den Vorlagen zu stammen, was Kennern ebenfalls positiv auffallen wird. Die Stimmen sind selbstverständlich das Aushängeschild des Games. Leider hat man es in der deutschsprachigen Fassung nicht geschafft, jeden der altbekannten Akteure zu verpflichten. Lediglich Kirk und Picard klingen vertraut und leider sind viele der Nebenrollen mit recht untalentierten Schauspielern besetzt worden. Glücklicherweise lässt sich Legacy wie jedes andere moderne Videospiel auch im O-Ton zocken, wodurch sich die Qualität der Stimmen stark verbessert, da alle Captains überzeugen können. Doch selbst in der englischen Variante schaffen es einige der anderen Sprecher nicht, ihren Figuren das notwendige Leben einzuhauchen.

Tim meint:

Tim

Ein merkwürdiges Game, das zeitweise begeistern kann, aber insgesamt viel zu wenig Abwechslung bietet, um der Vorlage gerecht zu werden. Warum sichert man sich für viel Geld die Originalstimmen der wichtigsten Star Trek Figuren und verschwendet dann keinen Cent für Cut-Scenes oder Spielsequenzen, in denen die Helden tatsächlich zu sehen sind? Da hätte man auch ein Hörspiel produzieren können. Es scheint fast so, als hätte sich das Entwicklerteam so stark auf einen Bereich konzentriert, dass am Ende Zeit und Geld fehlten, um ein komplettes Game abzuliefern. Die Anhänger von Picard, Kirk und Co. werden sicherlich auf ihre Kosten kommen und sich darüber freuen, mit einer kleinen Flotte von altbekannten Raumschiffen über einen Borg-Würfel herzufallen, aber Nicht-Trekkies wird nach wenigen Missionen der Spaß vergehen.

Positiv

  • geniale Raumschiff-Modelle
  • englische Originalstimmen aller fünf Captains

Negativ

  • zu wenig Abwechslung
  • keine Speicherpunkte innerhalb von Missionen
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Forum
  • von Black Sun:

    afaik nicht. Der letzte mir bekannte Termin war anfang Dezember in den USA und am 14.12. in DE. Ich hoffe nur das die X360 Version wirklich noch dieses Jahr hier erscheint. Von allen Spielen die in den nächsten Wochen erscheinen ( inklusive alle Wii Titel ) interessiert mich das hier am...

  • von Pankratz:

    Das ist doch in den Staaten sogar schon raus, oder nicht? Ich meine Ende November war Release.

  • von Black Sun:

    Original von Ray Steam Das Spiel soll am 07.12.´06 für PC und XBOX360 erscheinen. Sollte man sich also schon mal vormerken. Würde mich zwar freuen, aber ich glaub nicht dran. Für einen so nahen Release hört man einfach viel zu wenig von dem Spiel....

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Star Trek: Legacy Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 19. Dezember 2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 6.8
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