Lauft ihr zum Beispiel an einer Ruine vorbei oder kommt an einen bestimmten Punkt im Spiel, kommentiert der Erzähler euer Handeln, spricht über die Orte, an denen ihr euch befindet oder teilt einfach seine Gedanken mit euch. Zu jeder Zeit habt ihr das Gefühl, nie allein zu sein, was Bastion eine superde Faszination verleit. Der dynamische Erzähler und eine Welt, die sich zu euren Füßen aufbaut, sind zwei der größten Stärken des Spiels. Nachdem ihr das Turotial gemeistert habt und auch schon die ersten Begegnungen mit den vielen unterschiedlichen Feinden hattet, kommt ihr in die namensgebende Bastion. Hier trefft ihr auch auf einen alten Mann, der sich als der Erzähler des Spiels zu erkennen gibt. Die Bastion kann den Frieden in der Spielwelt herstellen, ist aber ebenfalls zerstört worden. So liegt es nun an euch, den Platz auf Vordermann zu bringen. Ab diesem Zeitpunkt dient euch die Bastion als Basis und Ausgangspunkt im Spiel.
Mit einem Teleportationssystem könnt ihr von der Bastion aus in andere Gebiete und Levelabschnitte gelangen. Und das ist auch bitter nötig, denn ihr braucht Kristalle, um eure Basis wieder komplett herzustellen. So müsst ihr euch in jedem der Levelabschnitte auf die Suche nach den Kristallen machen. Unterstützt werdet ihr auch hier durch den Erzähler. Vieles liegt aber auch an euch und eurem Können. Denn es stellen sich euch allerlei Feinde in den Weg. Hier kommt das Echtzeit-Kampfsystem zum Tragen. Ihr könnt nämlich immer zwei Waffen mit euch tragen. Eine Fern- und eine Nahkampfwaffe können per Knopfdruck benutzt werden, um sich der Feinde zu entledigen. Im Spielverlauf können elf Waffen ander Zahl gesammelt werden. Später können auch "Geheime Techniken" (Magie) eingesetzt werden, die aber das mitführen bestimmer Tränke voraussetzen.
Sucht ihr also in den verschiedenen Gebieten nach den Kristallen und werdet fündig, nachdem ihr dutzende Gegner ins Jenseits geschickt habt, könnt ihr besagte Kristalle in der Bastion einsetzen und so verschiedene Gebäude bauen. Eine Waffenschmiede wird hier ebenso fester Bestandteil eurer Basis wie der Schrein. Und dieser hat eine ganz besondere Funktion. Der Schwierigkeitsgrad bei Bastion ist anfangs recht niedrig angesetzt. Baut ihr aber den Schrein und findet besondere Götzen, könnt ihr besondere Modifikatoren im Spiel freisetzen. So könnt ihr den Schwierigkeitsgrad nach eurem Belieben steuern und euch das Spiel so einstellen, wie ihr es gerne haben möchtet; mehr Erfahrungspunkte und kleinere Kristalle, die als Währungs fungieren, inklusive.
Im Endeffekt stimmt bei Bastion einfach alles. Ob es nun der Erzähler ist, die sich entfaltende Geschichte einer zerstörten Welt, das grandiose Artdesign, wie ihr an den Screenshots unschwer erkennen könnt oder das sehr gut ausbalancierte Echtzeit-Kampfsystem ist, von dem sich andere Spiele gerne eine Scheibe abschneiden können. Aber auch an diesem Action-RPG ist leider nicht alles perfekt. So werdet ihr den Erzähler nur in Englisch sprechen hören. Zwar haben die Entwickler uns deutsche Untertitel spendiert, aber in der Hitze des Gefechts, wenn ihr von mehreren Feinden umzingelt seid und der Erzähler euch etwas Wichtiges zu sagen hat, fällt es schwer, die Untertitel zu lesen, wenn man des Englischen nicht vollkommen mächtig ist. Eine deutsche (qualitativ gleichwertige) Sprachausgabe wäre fein gewesen. Ein anderes Manko ist die manuelle Zielumschaltung, die leider etwas schammig daher kommt und euch nicht immer den Gegner anvisieren lässt, den ihr gerne hättet. Energieverlust ist hier leider vorprogrammiert. Aber das sind beides Kritikpunkte, mit denen man sehr gut leben kann.
Und das man bei den kleinen Schwächen gerne beide Augen zudrückt, liegt zum großen Teil auch an der grafischen Präsentation. Alle Abschnitte und Charaktere sind nämlich handgezeichnet und erwecken so eine Bilderbuch-Atmosphäre die Ihresgleichen sucht. Das Spiel lässt euch durch die Iso-Ansicht das Geschehen stets im Auge behalten und es kommt nicht allzu selten vor, dass man einfach stehen bleibt und die unglaubliche grafische Pracht genießt. Bastion ist das mitunter schönste Arcade Spiel in der gesamten Xbox Live Bibliothek. Und hier trägt der Sound sein Übriges dazu bei. Zwar ist der Held recht wortkarg, aber dafür macht der Erzähler so einiges wett und auch die Melodien unterstreichen das Geschehen in jeder einzelnen Minute. Bitte mehr davon!
Bastion fesselt sofort an den Bildschirm. Und erst wenn das Spiel nach gut zwölf bis fünfzehn Stunden durchgespielt ist, legt man den Controller wieder aus der Hand. Schuld daran sind viele verschiedene Komponenten, die aus Bastion ein wunderbares Action-Rollenspiel machen. Sei es der geniale Erzähler, der jeden eurer Schritte kommentiert oder euch mit Wissenswertem versorgt, die in Trümmern liegende Spielwelt, die sich vor euren Füßen wieder aufbaut oder aber das perfekt ausbalancierte Echtzeit-Kampfsystem, das euch mit Nah- und Fernkampfwaffen, sowie Magie versorgt. All das und die grafische Pracht machen Bastion zu einem Arcade Titel, der in keiner Sammlung fehlen darf. Kaufen!