Driv3r im Test

Xbox
Ying & Yang, Gut & Böse, süchtigmachend und abtörnend..... mit diesem Worten möchte ich den heutigen Testkandidaten Driv3r einführen. Der dritte Teil aus dem Hause Reflections sollte es nun wieder richten und an den Erfolg von Driver auf der PSX anknüpfen. Schon mit dem zweiten Teil der Serie auf der PSOne erlitt man mit dem Versuch Schiffbruch. Wie ich die o.a. Aussagen genau meine und ob der neueste Teil ebenfalls zum Rohrkrepierer avanciert, erfahrt Ihr nun im folgenden Test.
Das aus England stammende Entwicklerstudio machte erstmals mit dem Titel „Shadow of the Beast „ auf dem Amiga auf sich aufmerksam. Gefolgt von der Destruktion Derby Reihe kam dann 1999 der absolute Durchbruch mit dem Spiel „Driver“ auf der Playstation. Weltweit waren Millionen von Zockern im absoluten Fieber. Harte Rennaction gepaart mit einer fabelhaften Story um den FBI Agenten „Tanner“, der sich als getarnter Agent in die Reihen der Bösewichter einschleuste, um diese von innen heraus auffliegen zu lassen und am Ende dem Präsidenten das Leben zu retten. Die Masse fieberte nach diesem Hit geradezu nach einem Nachfolger.



Auch zweirädrig dürft Ihr dieses Mal so richtig Gas geben


Dieser wurde dann auch 2000 auf der PSone geliefert und entpuppte sich nach den ganzen Vorankündigungen aber als geplatzte Seifenblase mit erheblichen Mängeln. Sogar von „unspielbar“ war damals die Rede. Nun schürt der Publisher ATARI seit Monaten die Webetrommel für den dritten Teil der Serie namens:Driv3r. Von Spektakulärer Grafik und fantastischem Gameplay war die Rede. Dazu ein Ohrenschmaus an Musik von
Stateless über Teddybears und SLO-MO bis hin zu Iggy Pop und prominenten Synchronstimmen von Michael Madsen (Resevoir Dogs / Kill Bill) über Ving Rhames (Pulp Fiction) bis zu Michelle Rodriguez (The Fast and the Furious). Selbst im zum Kultfilm avancierten Film „Kill Bill“ mit seiner gelben DVD Hülle lag ein Beiblatt zu Driv3r bei. Was sollte also schiefgehen?

Nachdem die DVD im Xbox Laufwerk verschwunden war und wir einen genialen Vorfilm in feinster Grafik und Kinomanier erleben dürften, erscheint das einfach gehaltene aber effektive Hauptmenü. Sofort sieht man, daß das „Making of“ Video, welches von Michael Madsen kommentiert und mit deutschen Untertiteln versehen wurde anwählbar ist. So weit so gut und die Stimmung ist auf einem extrem hohen Level angekommen. Zeit für eine Runde harte Action hinter dem Steuer also. Die verschiedenen „Freie Fahrt“ Möglichkeiten flugs ignoriert geht es also geradeaus in den Undercover-Modus. Der Flug über das nächtliche Miami puscht ein letztes mal auf. Am Ende dieser Sequenz allerdings schaltet das Spiel dann schon grafisch eine Stufe runter und wird nun berechnet dargestellt.



Heiße Autos erfordern heiße Fahrer ....... solche wie Euch!


Sobald diese aber ganz vorbei ist und Ihr das erste Mal frei über Tanner verfügen könnten, wird sich ein mittelschwerer Kloß in Eurem Hals festsetzen. Es wird wohl eine Weile dauern, bis Ihr diesen dann wieder einigermaßen los seid. Euer Alter Ego steht in einem dermaßen texturarmen Raum, welcher unterstützend auch noch grau in grau gehalten wurde gepaart mit heftigen Treppenbildungen auf den geraden. Und kaum habt Ihr Tanner die ersten Schritte bewegt, übergießt man Euch mit den ersten Clipping Fehlern und Kameraproblemen. Ganz abgesehen von der extrem steifen Art der Bewegung und der sehr langsamen Manövrierbarkeit des Charakters. Was bitte ist also geschehen? Schnurstracks geht man also zu Plan B über und begibt sich zum Auto, da die Serie schließlich hierfür ins Leben gerufen wurde.



Frankreich - das Land mit der aussergewöhnlichen Fahrkultur


Kaum ist man draußen, kann man schon ungehindert durch die grünen Hecken marschieren, als wären sie gar nicht vorhanden. Aber unser V8 wartet ja und wir besteigen diesen in der Hoffnung, daß nun alles besser wird. Zumindest dieser sieht schon mal schöner aus und entpuppt sich dann auf der Straße auch als sehr anspruchsvoller Gefährte, welcher unter Kontrolle gehalten werden möchte. In gewohnter Weise wird unten rechts nun eine Karte im Kleinformat angezeigt, die den Weg zum nächsten Zielpunkt mittels eines weißen Kegels zeigt. Und schon gibt es den nächsten Dämpfer. Wurde in der genialen Intro Sequenz auf eine Sprachausgabe noch verzichtet (was man zu dem Zeitpunkt ja auch nicht einordnen konnte), bekommt man nun die Antwort auf das „warum“ geliefert. Denn hier wurde für den deutschen Markt so richtig tief in die Kloschüssel gegriffen. Wäre es nicht so übel, könnte es glatt schon wieder witzig sein. Das Auge nimmt nun auch die Umgebungsgrafik war, welche bei der Fahrt an einem vorüberzieht. Willkommen bei beim Schlag Nummer 3 in der Magengrube. Schnöde graue texturarme Gebäude stellen sich neben aufpoppenden Häusern im Hintergrund sowie Autos und Fußgängern höflich vor. Leider gar nicht zu Eurer Freude.

Der erste Tiefpunkt wäre also erreicht. Und so kann es nun hoffentlich ja nur noch besser werden, daher gehen wir an dieser Stelle kurz auf die Handlung des Titels ein.
In Miami treibt eine Bande Ihr Unwesen, welche es auf eine Vielzahl von Luxuskarossen abgesehen hat. Diese sollen hier und in Frankreich besorgt und später über Istanbul den Weg zum Käufer finden. FBI Hartcorler Tanner will sich bei der Bande einschleusen, um mal wieder alles von Innen heraus auffliegen lassen. Hierzu muß er aber zuerst einmal die Organisation infiltrieren und sich als Fahrer beweisen. Um dies zu erreichen heißt es einen der bösen Jungs, die für diesen Job eigentlich vorgesehen waren zu ersetzen.



Einstellmöglichkeiten für Abwechlung wurden schön implantiert


Nachdem Ihr nun den Weg das Schießtraining absolviert habt, welches Euch wieder mit schlechter Grafik und sehr schlechter Steuerung untergejubelt wurde, müßt Ihr plötzlich einen Streifenwagen zu einem dringenden Einsatz verfolgen. An dieser Stelle wird sich Euch dann der sehr hohe Schwierigkeitsgrad des Spiels vorstellen, welcher auf den gesamten Titel gesehen wohl über die eigentlich sonst kurze Gesamtspielzeit hinwegtäuschen soll. Aber nach einigen Anläufen wird Euch diese Mission auch gelingen. Hier kommt dann trotz der schlechten Grafik zum ersten Mal wieder ein Renngefühl unter, welches wieder Spaß aber auch Frust macht. Am Ziel einer Geiselname angekommen, müßt Ihr um das Gebäude laufen und ein paar böse Jungs ausschalten. Anscheinend hatte man hier bereits auf eine Synchronisation der Charaktere im Spiel verzichtet um es nicht noch schlechter zu machen. Also nicht wundern, wenn Ihr im Titel mit den Worten „Hey you...“ oder „ Stop – You´r under arrest“ konfrontiert werdet.



Ihr wolltet schon immer Touristenlokale nach Eurem denken umgestallten?


Die am Beginn der Mission eingespielte Sequenz erleuchtet den Raum dann plötzlich aber wieder in feinster Optik – Up to Date. Die anschließende Zwischensequenz in Spielegrafik holt Euch dann aber wieder relativ schnell runter und es geht dem Bösen Buben hinterher. Dank des Schwierigkeitsgrades verliert dieser sich aber recht schnell aus den Augen und die Mission darf wiederholt werden. Zum Leidwesen der mittlerweile eh nicht mehr all zu guten Stimmung, müßt Ihr diese auch noch von ganz vorne wieder beginnen. Also wieder Geiselnahme, wieder rumlaufen, wieder die Leute beseitigen, wieder Zwischensequenz und endlich darf „wieder“ gefahren werden. Was nun auffällt ist die detailliebe der Fahrzeuge, deren sehr unterschiedliche Fahreigenschaften und das geniale Schadensmodell. Die Karren lassen sich wirklich bis ins kleinste Ersatzteil zerlegen, was natürlich das Schaffen der Mission schon fast unmöglich macht, aber dafür jede Menge Fun bringt.

Auf dem HUD, wird Euch neben der unten rechts plazierten Straßenkarte oben links eine Anzeige für Eure Gesundheit, den Status Eures Autos sowie einer Crime-Anzeige präsentiert. Auf dieser wächst der Balken, wenn Ihr durch rüdes Verkehrsverhalten auf Euch aufmerksam macht z.B. durch überfahren von Fußgängern, rammen anderer Autos oder überfahren roter Ampeln. Ist diese dann über ein gewisses Limit gefüllt, hängen Euch die Cops am Nacken. Diese und deren Standorte bekommt Ihr dann aber auf der Karte angezeigt. Um bei den aktuellen Titeln dieses Genres nun mithalten zu können, darf sich Tanner nun auch außerhalb der Fahrzuge „frei“ bewegen sowie sämtliche Fahrzeuge benutzen. Hierfür stehen Euch satte 70 unterschiedliche Modelle zur Verfügung, von Autos über Motorräder, Booten bis hin zum dicken 40-Tonner LKW was man wieder als richtiges Plus werten muß.

Die Story nimmt nun Ihren Lauf und nach einigen Missionen macht das Spiel dann plötzlich anstallten doch noch irgendwie die Kurve zu bekommen. Immer dann nämlich, wenn Ihr am Steuer eines Boliden Platz nehmen dürft, sind viele negative Punkte vergeben und vergessen und der Ehrgeiz die Mission zu schaffen übermannt Euch. Auch das fahren mit den Schnellboten übt einen gewissen Reiz aus. Muß unser FBI Mann einmal schwimmen gehen, kann man ganz leicht über die „X-Taste“ wieder in ein Boot gelangen. Dies funktioniert sogar, wenn man 5m neben dem Boot die Taste betätigt.



Dieser Fahrer gibt sein Auto gelich "freiwillig" ab


Die Auflistung der Schwachpunkte könnte ja nun endlich mal ein Ende haben, aber es gibt leider noch mehr, die ich hier nun aber nur noch anreißen möchte. Da sind z.B. unsichtbare Mauern, wo es einfach nicht weiter geht, obwohl ein Weg da zu sein scheint bzw. Euer Wagen plötzlich auf ein Hindernis trifft, wo gar keins ist. Weiter geht das Fiasko mit der nicht vorhandenen KI der Gegner. Polizisten fahren stupide hinter Eurer Wegstrecke her, anstatt mal abzukürzen. Schießt Ihr bei einer Gruppe von Leuten aus einiger Entfernung den mittleren Kollegen um, interessiert das die beiden anderen, als wenn in China ein Sack Reis umfallen würde. Ganz schlimm wird es dann, wenn Ihr neben einem Hindernis ein klares Zielkreuz auf dem Gegner habt, die Kugel aber 1m vor Euch von irgendwas abprallt. Dafür könnt Ihr an anderen Stellen Gegner sogar hinter Wänden erledigen. Hauptsache Euer Zielkreuz zeigt die Farbe rot. Der Rest ist egal.

Was kann den Titel also eigentlich noch retten? Nun da wäre zum Einen schon das erwähnte Fahrfeeling, was wir bereits aus Teil 1 kennen. Zum Anderen der geniale Soundtrack, der die Stimmung richtig gut unterstreicht. Ihr habt zwar die Option einen eigenen Soundtrack zu erstellen, doch dies wird eigentlich nicht von Nöten sein. Dann kommen die kleinen Minigames in der „Freien Fahrt“ Zone, die wirklich Gaudi bringen. Und zum Schluss die „Regisseur“ Funktion, welcher ein erheblicher Teil der Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Mit dieser könnt Ihr nach jeder Mission das Gefahrene komplett nach Euer Regie zu einem Film zusammen schneiden und via Xbox-Live ins Internet stellen. Hier habt Ihr absolute Handlungsfreiheit von der komplett frei positionierbaren Kamera bis hin zur Zeitlupe auf Knopfdruck.

Grafisch wurde hier viel angepriesen mit 90000 geschossenen Bildern der 3 Lokations, die auf die Fassaden gebracht werden sollten. Ab Frankreich kommt dies auch ein wenig mehr zum tragen, als noch im tristen Miami. All zu oft werdet Ihr Euch aber fragen, auf welcher Konsole Ihr den Titel gerade spielt, denn selbst ein Headhunter auf Dreamcast glänzte hier schon an vielen Stellen mehr. Im krassen Gegensatz hierzu stehen dann plötzlich die Fahrzeuge und das Schadensmodell, welche mit einer absoluten Liebe zum Detail entworfen zu sein scheinen.



Bitte Platznehmen auf den Stuhl des Regisseurs


Beim Sound verhält es sich dann ähnlich. Auf der einen Seite ein absoluter Soundtrack der unter die Haut geht und passt wie die Faust aufs Auge. Dagegen dann die etwas flachen Motorengeräusche und die katastrophale Synchronisation vom Rest des Spiels.

Und auch die Steuerung kann eigentlich nicht gegensätzlicher sein. Beim Fahren spricht sie wunderbar auf kleinste Bewegungen an und jeder fahrbarer Untersatz läßt einen die Geschwindigkeiten anders spüren. Und dann diese hakelnde Angelegenheit bei den Fußmissionen, wo man dermaßen froh ist, wenn man so früh wie möglich wieder ein Auto besteigen kann. Gerade am Hafenlevel werdet Ihr verstehen, was ich meine.

Stefan meint:

Stefan

Kein leichtes Unterfangen hier eine Wertung zu finden, die alle Eindrücke an den Leser rüber bringt. Man hat bei Driv3r ganz klar das Gefühl, daß der Titel in vielerlei Hinsicht noch nicht fertig war. Oder aber man kommt seit neuestem in der Branche ohne jegliche Qualitätskontrolle aus, was mir eigentlich neu wäre. Man wird das Gefühl nicht los, daß die Entwickler den mittlerweile auf den Markt erhältlichen Gegenstücken wie z.B. der GTA Reihe auf den Fersen bleiben wollten, was sie vielleicht besser gelassen hätten. Hier waren Eindeutig zu viele Gewürze im Spiel und einige weniger wären deutlich besser gewesen.
Dennoch kommt nach einigen Missionen wieder dieser Ehrgeiz des ersten Teils auf, die nächste Mission unbedingt noch schaffen zu wollen und man zockt den Level noch mal und noch mal, bis man ihn endlich geschafft hat. Hier müsst Ihr dann sogar noch extra mit JA Bestätigen, daß Ihr die nächste Mission anfangen wollt. 

Driv3r-8.jpg
Und anschließend über Xbox-Live rauf ins Netz damit

Auch wenn man oft gefrustet nach über 5 Minuten Spiel plötzlich die komplette Mission von vorne Anfangen muß, drück man wieder auf den „Neuer Versuch“ Button. Es ist halt irgendwie doch ein Teil des im Unterbewusstsein schlummernden „Driver Feelings“ in dem Spiel drin. In den Stages gibt es dann auch ab und an Zwischenpunkte an denen das Spiel dann wieder ansetzt wenn Ihr das zeitliche segnen solltet. Hier bemerkt man dann mehr als einmal, daß z.B. Tore, die gerade eben noch demoliert umgefahren am Rand lagen, plötzlich wieder fest an ihrem Platz hängen. Schaltet Ihr die Konsole aber an diesen Zwischenpunkten aus, müsst Ihr beim nächsten Einsatz die Mission komplett von vorne beginnen. Hierbei wird Euch die bisherige Story dann aber in einer netten Filmähnlichen Vorführung noch einmal vor Augen geführt. Wem kann man den Titel also nun empfehlen? Ich würde sagen, Fans der Serie sollten einen Versuch wagen. Allen Anderen rate ich, Ihr Geld lieber in ein anderes Spiel zu stecken.

Ich habe mich letzten Endes entschlossen meine Gesamtwertung abweichend von den vier Einzelkategorien zu treffen, da der Titel für mich irgendwann doch noch ein wenig die Kurve kriegte. Leider bei Weitem nicht in dem Maße, wie es der PR-Rummel vorher versuchte uns Glauben zu machen.

Positiv

  • Fahrgefühl
  • Soundtrack

Negativ

  • Viele Bugs
  • Mangelhafte K.I.
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von wahrheit:

    Ich habe mir Rallisport Challenge ersteigert. Dann werde ich mich bis dahin damit beschäftigen. Das wird 'ne steigerung werden..... :schwelg:...

  • von Jongie:

    Wi gut das für Xbox der GTA-Pack kam! Kann die Zeit bis dahin sicher gut damit überbrücken! ...

  • von DubistIchbinDu:

    Noch länger warten?...... Na schön......wenn es Verbesserungen dienen soll dann warte ich halt etwas länger..... ...

Insgesamt 8 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Driv3r Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit Juni 2004
Vermarkter Atari
Wertung 6
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen