Tomb Raider vs. Tomb Raider im Test

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Viel besprochen und extrem gehypt, steht das neue Tomb Raider ab jetzt in den Läden. So darf die große Diskussion beginnen, ob der Neustart als gelungen bezeichnet werden kann oder ob Lara Croft noch mehr von ihrem Glanz verlor.

tomb_raider_6Ich erlebte, wie viele andere (ältere) Videospieler, Anno 1996 live mit, als Lara Croft mit Tomb Raider einen neuen Standard im Action-Adventure Genre setzte. Und auch ich wurde von dem Spiel verzaubert. Doch lies mich die Protagonistin kalt. Lara wirkte für mich wie ein typischer Männertraum für Nerds. Jedoch gilt sie als Wegbereiter der weiblichen Emanzipation.

Damit verdient sie meinen Respekt. Mehr Infos hierzu in meinem Artikel Videospielmeisterwerke Tomb Raider. Weniger Hochachtung bringe ich hingegen den Programmierern von Core Design entgegen. Denn diese fuhren die Serie mit voller Absicht an die Wand. Wohl selbst in einem regelrechten Erfolgswahn produzierten sie im Jahrestakt einen Nachfolger nach dem anderen und vergaßen vor lauter Deadlines der Protagonistin und dem Genre neue Impulse zu geben.

Damit war es nur eine Frage der Zeit das der Markt gesättigt und die Leute die Schnauze voll hatten. In den Verkaufszahlen merkte man dies am deutlichsten. Nachdem Tomb Raider: The Angel of Darkness den vermutlich größten Tiefpunkt der englischen Archäologin darstellte, entzog Eidos Core Design die Serie und gab sie an Crystal Dynamics, die für kurze Zeit die taffe Protagonistin ein bisschen leuchten ließen. Aber am Ende war es Stagnation auf hohem Niveau, womit wir beim Dritten reboot wären.

Um es kurz in Worten zu fassen: Damals stand Tomb Raider für Innovation, 17 Jahre später für kalkulierten Ideenklau und ein unausgereiftes Spieldesign. Doch fangen wir mit dem Einfachsten an. Der Spielname. Dieser heißt Tomb Raider, womit jeder Spieler davon ausgehen kann, das wie der Name schon sagt ein Großteil des Spielinhaltes in antiken Gräben stattfindet. Im neuen Ableger der Serie sind sie allerdings Randfiguren. Was jetzt im Fokus steht, ist das überleben auf einer Insel. Daher sollte der Name für die Reihe Survival Raider heißen, weil es dieser schlichte Name auf den Punkt bringt.

Crystal Dynamics wusste genau, dass sie mit einem erneuten Aufguss von einem geheimen Schatz niemanden mehr hinter den Ofen hervorlocken, und trafen einige drastische Entscheidungen. Diese treffen den Hauptprotagonisten am meisten. War diese oft mit einem großen Brustumfang und selbstsicheren Auftreten versehen, wirkt die neue Lara zerbrechlicher und teils unsicher. Diese wird im neusten Reboot quasi ins kalte Wasser geworfen und strandet mit ihrer Crew auf einer Insel, bewohnt von Sektenmitgliedern.

tomb_raider_5Ihr könnt euch denken, dass diese nicht zum Picknick einladen. Vielmehr soll eine große Grillparty stattfinden. Und ihr und eure Freunde seid das Hauptgericht. Durch diese Situation muss sich Lara der neuen Gefahr stellen, die in Form von Überleben in der Wildnis und kämpfe gegen die Inselbewohner zwei Eckpunkten bilden.

Jetzt könnte man fairerweise auch noch die Rätsel in den ‚‚geheimen‘‘ Gräbern erwähnen, die so versteckt sind, das selbst jeder Grobmotoriker über sie stolpert. Allerdings sind diese, wie oben erwähnt, in der Unterzahl und punkten mit kinderleichten Knobeleinlagen. Eine Beleidigung für jeden Fan der Serie. Doch wir schweifen vom Thema ab.

Lara wirkt in den Videosequenzen äußerst zerbrechlich, was ihr erstaunlicherweise gut zu Gesicht steht. Als Zuschauer merkt man schnell, das die Programmierer es mit der Weichspülaktion des Hauptcharakters ein wenig übertreiben. Oft wirkt Frau Croft recht weinerlich und übertrieben verletzlich. Sobald aber der Spieler die Kontrolle übernimmt, zeigt sich die Titelheldin als knallharte Mordmaschine, die trotz unzureichendem Survivaltraining genau weiß, wie sie auf brutalste Weise ihre Mitmenschen umbringen kann. Hier verliert Tomb Raider einiges an Glaubwürdigkeit.

Noch mehr Unlogik versteckt sich im Detail. Nachdem Lara nach ihrer nassen Landung am Strand aus den Fängen der Kultisten entkam, wurde sie von einem langen Nagel an der Hüfte durchbohrt. Von der Verletzung gepeinigt schleppt sie sich keuchend zum ersten Lagerfeuer der als Speicherplatz dient. Aber offensichtlich besitzt die Insel und dessen Campfeuer magische Fähigkeiten, den wie durch ein Wunder ist Lara nach kurzen Verbleib an der Feuerstelle geheilt und kann so ihre erste wirkliche Mission in Angriff nehmen. Nur ein großer Blutfleck an ihrer Hüfte erinnert noch an die tragische Verletzung. Und das bei einem Spiel, das oft versucht realistisch das Überleben in der Natur zu simulieren.

Sobald Lara den Bogen in die Hand bekommt, um sich Essen zu besorgen, kommt der nächste undurchdachte Akt. Um an Nahrung zu gelangen, stehen dem Spieler zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Sträucher und Büsche nach Früchten abzugrasen oder Tiere in Form von Hasen, Vögel oder Rehen zu erlegen. Sind diese mit Pfeil und Bogen ins Jenseits befördert, werden sie ausgenommen, was nicht den Hunger lindert, sondern nur die Erfahrungsleiste steigert.

tomb_raider_2Metal Gear Solid 3: Snake Eater hat hierbei ein durchdachteres System, welches auch von der logischen Seite nachvollziehbar ist. Durch Einahme von Nahrung füllt sich in jenem Spiel eine Ausdauerleiste und beeinflusst den Energiebalken. Doch bei Tomb Raider gibt es so ein Feature nicht. Vielmehr unterstützt dieser Titel die vorher unlogische Atmosphäre.

Während sie in den Videosequenzen weinerlich kein Tier töten möchte oder bei einem erlegten Reh in Schuldgefühle schwimmt, muss der Gamer jedes vorhandene Vieh in den einzelnen Waldstücken erlegen, um schneller Erfahrung zu sammeln. Hier verkommen manche Naturabschnitte zur Schlachtplatte, wo alle paar Meter tote Viecher in ihrer eigenen Blutlache liegen. Doch keine Angst. Nach ein paar Sekunden respawnen die lieben Tierchen wieder und die Jagd geht erneut weiter, bis euch eine Anzeige mitteilt, das es keinen Sinn mehr macht in diesem Abschnitt zu jagen. Sehr realistisch!

Käufer von Tomb Raider die vorher noch kein Action-Adventure der Neuzeit spielten, werden mehr als überwältigt sein von dessen Spielmechanik. Doch hattet ihr bereits ein Spiel mit dem Namen Uncharted ausprobiert haben, dürften euch viele Sachen recht bekannt vorkommen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass sich die Programmierer von Crystal Dynamics Naughty Dogs Abenteuerspiel genau anschauten, da viele Zwischensequenzen, nein sogar der Großteil des Gameplays fast 1:1 übertragen wurde.

Solltet ihr zudem noch den neuen Mehrspielermodus von Tomb Raider spielen, erhärtet sich dieser Fakt, da von Spielmodis, Vorgehensweise, Handling und selbst Leveldesign große Teile von Uncharted dreist geklaut wurden. So verkommt der Innovator eines Genres zum billigen Klaubock mit wenig Eigenständigkeit. Außerdem verschiebt sich der Fokus der Serie weg von den Rätseln hin zur Mainstream-Action am Fließband mit einer Protagonistin, die dank ihrer verschiedenen Tötungsaktionen dem Terminator Konkurrenz machen kann. Damit ist mein Fazit kurz und hart. Für ein Action-Adventure von der Stange gut, für ein Tomb Raider eine Beleidigung.




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Forum
  • von Mistercinema:

    Am WE Zeit gefunden weiter zu machen und man.... macht das wieder Spaß! Die Definitive sieht auch heute noch verdammt gut aus und ich könnt glatt Teil2 im Anschluss dann auch nochmal angehen. M.C....

  • von lumpi3:

    Kann man seit einer Weile auf ein weiteres System erweitern. Gibts seit glaub rund 2 Monaten auch für Nvidia Shield TV...

  • von Mistercinema:

    Derzeit irgendwie keine Lust auf aktuelle Sachen. Eben vor dem Bildschirm gesessen und dann gesehen, das s ich 2015 ja die definitive gebucht habe. Kurz rein geschaut und glaube, ich werde nun nach der 360 den zweiten Durchgang auf der One machen. Bis dahin kommt sicher Rime oder ich mache das...

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