Mini Ninjas im Test

Ihr kennt das ja sicher schon zu genüge: Dicker Obermacker, indem Fall der böse Samurai-Kriegsherr hat, nach seinem hundert Jahren langen Schlaf wieder seine Augen geöffnet. Mit einem Augenzwinkern entscheidet er, dass alle Dörfer im mittelalterlichen Japan brennen und seine dämonische Armee stockt er mit hilflosen Waldbewohnern auf. Ihr habt das Problem, dass euer Alter-Ego leider kein Vorzeigeheld wie Nathan Drake oder Lara Croft ist, denn Hiro ist ein Mini Ninja in der Ausbildung, der sich mit seinen 1.20 Meter gerade mal bei McDonalds ein Kindermenü bestellen kann.

’’Sollen die anderen doch gehen, die mehr Erfahrung haben’’, werdet ihr sicher denken, aber leider hat der Ninja-Meister schon alle verfügbaren Krieger in den Kampf geschickt. Jetzt seid ihr an der Reihe. Nichtsdestotrotz müsst ihr keine Angst haben, allein in die große weite Welt Japans zu reisen und vom Samurai-Kriegsherrn verschluckt zu werden, denn euer dicker Freund Futo (Sprichwort Hammerkämpfer) ist immer an eurer Seite. Doch zuerst gilt es, die Ausbildung im Schnellverfahren abzuschließen, damit ihr alle Techniken kennt, um als Ninja zu überleben.

Ist das vollzogen, packt ihr euren Freund Futo, ein paar Schriftrollen und Heiltränke in die Tasche und geht raus in die weite Welt. Diese entzückt von Anfang an mit einer unglaublichen Weitsicht und einem knuffigen Style, der auf der Wii seines Gleichen sucht. Kirschbäume wiegen sich im Wind und auf den offenen Steppen fliegen die Pollen der Pusteblumen umher. Überall dichtes Grasland und verschlossene Wälder. Zwischendrin liebevolle Bewohner aus dem Tierreich – hier möchte man zuhause sein! Doch die Harmonie täuscht schon nach einigen Metern, denn die dämonische Armee ist auf dem Vormarsch und trampelt alles nieder, was ihr vor die Füße kommt. Leider ist Waffengewalt notwendig, wobei Hiro abgesehen von seinem Katana noch auf KI-Magie zurückgreifen kann. Diese lässt ihn Feuerbälle verschießen oder Schallwellen erzeugen.

Die Mission, die euch durch das feudale Japan bringt, liegt eigentlich auf der Hand: Eure vier Freunde retten, Hilferufe erhören und den bösen Samurai-Kriegsherrn zur Strecke bringen. Hierbei lässt euch das Spiel der Hitman-Macher die Wahl, wie ihr es angehen wollt. Die Areale sind weitläufig und die Helden verfügen über eine Schleichfunktion. Somit müsst ihr nicht immer alle Kämpfe bestreiten. Hiro macht das noch raffinierter: Mittels der KI-Magie kann er in die Haut von Tieren schlüpfen und deren Kräfte nutzen. Möchtet ihr unbeschadet in ein feindliches Schloss, nehmt die Gestalt eines Karnickels an und hoppelt sprichwörtlich an der Wachmannschaften vorbei. Mit dem Kundschafter Shun, der über einen Bogen mit präziser Trefferquote verfügt, könnt ihr die Wachen auch aus sicherer Reichweite lautlos ausschalten und einfach durchs Tor watscheln. Aber das Problem beim Spielprinzip ist, dass ihr zwar eine unglaubliche Vielzahl an Handlungsmöglichkeiten habt, diese aber nicht wirklich braucht, da der offene Kampf viel praktischer und schneller vonstattengeht.

Auch die Hilfe der anderen Mini Ninjas werdet ihr kaum in Anspruch nehmen, weil diese nicht verpflichtend sind und Hiro dank Magie und starken Nahkampffähigkeiten über genug Manpower verfügt, um dem Problemen Herr zu werden. Seine Fähigkeiten erweitern sich während der gut zehn Spielstunden kontinuierlich. Hierzu müsst ihr nur die Kuji-Schreine ausfindig machen und jeweils ein Opfer bringen, um diese zu öffnen.

Wenn ihr jetzt denkt, dass man bei Mini Ninjas Ziegen oder anderes Kleinvieh den Göttern opfern muss, kann ich euch beruhigen. Ein Windröschen, also eine Blume, die immer in der Umgebung der Schreine zu finden ist, reicht als Opfergabe. Solltet ihr bei den Abenteuern öfters den linearen Pfad der Gerechtigkeit verlassen, werdet ihr viele Extras, wie diverse Pflanzen vorfinden, womit ihr Tränke brauen könnt. Ab und an werdet ihr dann auch Händlern begegnen, die eure Geldmünzen mit Handkuss nehmen. Ein witziges Gimmick ist die Funktionsweise des Reishutes. Dieser ist mit seinem großen Umfang ein perfekter Schild gegen Pfeilbeschuss und dient auch als Kanu bei Überquerungen von Wasserwegen.

Wie anfangs schon erwähnt, ist die stimmige Präsentation eines der Merkmale von IO Interactives Action-Adventure. Abgesehen von der niedrigen Texturauflösung und der kleinen Pop-ups von Gräsern und Blumen, ist das Gesamtkonzept ein Fest für die Augen. Auch die lustige Sprachausgabe und die fernöstlichen Klänge versprühen ihren ganz eigenen Charm. Bei all der technischen Harmonie passt die Kamerasteuerung leider nicht ganz ins Konzept. Diese lässt sich nur mit gedrückter Minustaste auf dem Kontroller justieren, was sehr unkomfortabel vonstattengeht.