Entgegen anderen Genreverwandten hat der Spieler in Dungeon Siege III keine Möglichkeit einen eigenen Helden zu erstellen, statt dessen hat er die Auswahl aus vier festen Charakteren, welche sich zum einen durch ihre Hintergrundgeschichte und zum anderen durch ihren Kampfstil unterscheiden. Lucas Montbarron ist der klassische Schwertkämpfer der immer kräftig zuschlägt, Anjali ist eine Mischung aus Stabkämpferin und Feuerwesen, die auch den Fernkampf beherrscht. Der teutonisch klingende Reinhard Manx ist eine Art arkaner Magier, der neben der Magie auf mechanische Hilfmittel und die blanken Fäuste vertraut um die bösen Schergen vom Bildschirm zu pusten. Den Abschluss bildet Katarina, welche sich insbesonders mit Revolvern und Flinten auf den Fernkampf spezialisiert hat.
Das Kampfsystem folgt der Tradition des Genres: Möglichst viele Gegner umkloppen, sich ihrer mitgeführten Gegenstände bereichern und den eigenen Charakter aufleveln. Beim Skillsystem war man bei Obsidian recht sparsam. Gerade einmal 9 Skills beherrscht jeder Charakter, wobei je 3 für eine von beiden Formen des Charakters und 3 für defensive Kräfte verwendet werden. Jeden einzelnen Spruch kann man nach dem Level Up in 2 verschiedene Richtungen aufwerten. Interessant hierbei ist, dass insgesamt nur 5 Verbesserungen möglich sind, man muss sich also Entscheiden in welche Richtung man mit seinem Spell gehen will.
An zu findenden Gegenständen gibt es das übliche Programm: Waffen, Rüstungen, Handschuhe, Ringe und Amulette wollen angelegt werden. Dabei ist kein langes Zahlenvergleichen notwendig, meist deutet der Wert eines Gegenstandes schon darauf hin, ob er besser ist. Nebenbei gibt es immer einen Direktvergleich, der mit grünen und roten Pfeilen schnell für Übersicht sorgt, ob ein Item besser ist als das bereits angelegte.
Die Level in Dungeon Siege III hingegen entfernen sich von der Tradition eines Diablo 2 oder Sacred und gehen eher den Weg eines Schlauchdesigns. Verlaufen ist auf den linearen Wegen zwischen den Orten nahezu unmöglich, für weite Distanzen sorgen Portale die eure Helden zu den Locations transportieren. Leider bremst das recht lineare Schlauchdesign eher den Forscherdrang, als dass es für einen flotteren Spielablauf sorgt.
Dreh- und Angelpunkt des Genres ist natürlich der Multiplayer. Offline haben bis zu zwei Abenteurer die Möglichkeit anzutreten, online bis zu vier Charaktere. Leider ist das Spiel extrem auf den Host fixiert, so dass nur der Spielleiter Gespräche führen kann und seinen Charakter weiter entwickeln kann. Alle anderen Spieler haben nur Gastcharaktere, deren Persönlichkeit nach Beendigung des Spiels verschwindet. Hier hat man bei Obsidian eine Menge Potential verschenkt, denn gerade daraus zieht das Genre seine Langzeitmotivation. Ebenfalls ärgerlich ist die Tatsache, dass selbst im Onlinemodus alle Spieler auf den Bildausschnitt des Hosts agewiesen sind, so dass sich die Gruppen nicht einmal aufteilen können um Aufgaben separat zu erledigen.
Technisch gibt es an Dungeon Siege III nicht viel zu meckern. Ehb sieht schön und detailliert aus, die Welten sind halbwegs abwechslungsreich und Ladezeiten minimal. Lediglich ein leichtes Ruckeln macht sich bemerkbar, welches aber nur bedingt stört. Ärgerlicher ist eher, dass sich die Kamera im lokalen Multiplayer nicht nach Norden ausrichtet, bzw. die Ausrichtung bei jeder Zwischensequenz verdreht wird.
Die Vertonung von Dungeon Siege III ist richtig gut gelungen, keiner der Charaktere wirkt aufgesetzt oder unmotiviert gesprochen. Die Musik ist genretypisch dezent unauffällig.
Dungeon Siege III ist ein ordentlicher Vertreter des Hack & Slay Genres. Für den Einzelkämpfer ist alles dabei: Dialoge, jede Menge Gegner, noch mehr Loot und Charaktere die diesmal sogar einen Sympathiewert haben, da sie ausgearbeitet sind. Fans von Multiplayer-RPGs kann man Dungeon Siege III hingegen nicht empfehlen, da nur der Host seinen Charakter wirklich weiter entwickeln kann, der Rest ist nur zu Gast.