Pro Evolution Soccer 2010 im Test

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Es ist mal wieder soweit: FIFA 10 hat Anfang Oktober vorgelegt, am 22. Oktober folgt Konamis Pro Evolution Soccer 10. Wir haben in den vergangenen sieben Tagen viel Zeit mit PES 2010 verbracht und eines lässt sich gleich hier in der Einleitung vorweg nehmen: Unsere bösen Befürchtungen, die durch die gamescom Fassung des Spiels aufkamen, wurden durch die fertige Version des Spiels weggeblasen.


Damit PES 2010 ein richtiger Kracher wird und die beiden direkten Vorgänger, die bei den Fans nicht unbedingt sehr gut ankamen, vergessen macht, wurde bei Konami ordentlich aufgestockt. Das Entwickler Team rund um den PES Vater Shingo „Seabass“ Takatsuka wurde um viele neue Mitarbeiter erweitert und jeder einzelne von ihnen nahm sich für den neuen Teil der Reihe viel vor. Wie sich nun zeigt hat sich das durchaus ausgezahlt. Aber eins nach dem anderen... Beginnen wir doch bei den Lizenzen. Erstmals in der PES Geschichte ist nämlich die Deutsche Nationalmannschaft voll lizenziert, sprich von Knoda und Pomatski könnt ihr euch endgültig verabschieden. Ballack, Klose, Podolski und co. laufen im korrekten DFB Dress auf und treffen dabei auf weitere vollständig lizenzierte Nationalteams, darunter z.B. England, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Brasilien und Argentinien. Auf der Club Ebene hat sich nicht all zu viel weltbewegendes getan. Die italienische, niederländische, französische und spanische Liga ist komplett lizenziert, während man sich in der englischen Liga, abgesehen vom FC Liverpool und Manchester United, mit inkorrekten Teamnamen und langweiligen Trikots zufrieden geben muss. Die Bundesliga sucht man, wie zu erwarten, vergeblich, auch unter den „anderen Teams“ ist keine deutsche Mannschaft zu finden. Wer ohne korrekte Namen und Trikots einfach nicht kann darf sich natürlich wieder am Editor zu schaffen machen, viel Zeit vorausgesetzt. Auf der PlayStation 3 geht dies Gott sei Dank einfacher – auf den Option File aus der Community warten, auf den USB Stick ziehen, Daten auf die PS3 Festplatte kopieren et voilà – PES 2010 in voller Blüte.

Neben der UEFA Champions League Lizenz, die bereits im letzten Jahr mit an Bord war und nicht wie man zunächst vermuten mag automatisch auch alle Lizenzen der im Wettbewerb vertretenen Clubs mit sich bringt, bietet PES 2010 auch die offizielle Lizenz der neuen UEFA Europa League, ehemals UEFA Cup. Diese beiden Punkte nehmen dann auch schon jeweils einen Platz im frisch designten Hauptmenü ein, wo sie sich, ohne Meisterliga oder ähnlichem drumherum, einfach als klassische Turniere ausspielen lassen.



Kommen wir zum A und O eines Fußballspiels, dem Gameplay. Viele Kritikpunkte wurden fast komplett ausgemerzt, dafür gibt es ein paar wenige neue. Aber von vorne... Die Ballphysik ist, wie von PES gewohnt, grandios. Der Ball wirkt in PES 2010 deutlich „freier“ als noch im Vorgänger, sprich er klebt euren Spielern nicht mehr so ganz dreist am Fuß. Das wiederum sorgt dafür, dass ihr euch beim Spielen umstellen müsst, denn dadurch wird das Lauftempo der Spieler wieder wichtiger. Wer nach dem guten alten „Sprint & Pressing“ Muster vorgeht, wird hier nicht weit kommen, da die Spieler sich den Ball dann zu weit vorlegen und sämtliche Aktionen in den gegnerischen Beinen enden.

Glücklicherweise wurden die Verzögerungen, über die wir uns auf der gamescom noch sehr ärgerten, ausgemerzt. Die Spieler reagieren schneller und nun liegt es am Timing des Spielers, wenn's mal nicht so läuft wie man es gerne hätte. Dafür kommt ein neuer Kritikpunkt ins Spiel, den ihr spätestens dann kennenlernen werdet, wenn ihr in einem KO Turnier steht und es nach 120 Minuten Spielzeit noch Unentschieden steht. Für das Elfmeterschießen hat Konami nämlich die Steuerung überarbeitet und diese stellt sich als höchst sensibel heraus. Und damit meine ich zu sensibel! Richtig gezielte Kracher in die Ecken des Tores haben wir in unserer bisherigen Woche mit dem Spiel kaum hingekriegt, alles was wir in diese Richtung setzen wollten ging in den Nachthimmel der jeweiligen Spielstätte. Hier müsst ihr als Spieler auf jeden Fall üben, denn wenn ihr am laufenden Band Elfmeter in vielleicht wichtigen Spielen vergeigt, kann schon mal das Pad durch die Wohnung fliegen.



Künstliche Intelligenz war bei PES immer ein großes Thema und auch in der 2010er Fassung gibt es hier kaum etwas zu beanstanden. Sogar die Torhüter, die in den vergangenen Jahren immer wieder den Zorn der Community auf sich zogen, stehen wieder etwas sicherer zwischen den Pfosten. Damit sich eure CPU Mitspieler auf dem Platz so verhalten wie ihr es als richtig empfindet, gibt es in PES 2010 neue Möglichkeiten um Taktiken festzulegen. Über ein umfangreiches Taktikmenü könnt ihr anhand von Schiebereglern allerhand Verhaltensmuster einstellen, sowohl für die Offensive als auch die Defensive. Diese taktischen Anweisungen wirken sich auf dem Platz auch richtig gut aus und somit werden all diejenigen unter euch, die PES taktischer und cleverer spielen wollen, bestens bedient. Das ist aber nur der Anfang, denn durch ein weiteres neues Element wird noch mehr Wert auf die Taktik gelegt. Dabei handelt es sich um eine Art Talentsystem, in dem die besten Eigenschaften eines jeden Spielers in Form von Karten besonders hervorgehoben werden. Diese legen z.B. fest welche Tricks ein Spieler ausführen kann, ob er besonders gut und schnell über die Flügel unterwegs ist, sich bei Offensivaktionen mit einschaltet trotz seiner eigentlichen Heimat in der Defensive u.v.m. Hier kommen zahlreiche Variationen zum Zug, die euch bei der Umsetzung eures Spiels ordentlich Freiraum lassen.

All diese taktischen Finessen lassen sich natürlich im ewigen Herzstück der PES Reihe, der Meisterliga, wunderbar ausspielen. Jener Modus, der mich jedes Mal für ein dickes Jahr beschäftigt zwischen den einzelnen PES Episoden, wurde durch zahlreiche zusätzliche Punkte erweitert und verbessert. Das startet bei dem relativ simplen Punkt, dass nun mit (wahlweise) britischen Pfund, US Dollar oder Euro gespielt wird, statt den bislang klanglosen „Punkten“. Weitere brauchbare Neuigkeiten sind die Einbindung von Sponsorengeldern, die teilweise an bestimmte Bedingungen geknüpft sind, eine Jugendmannschaft deren Spieler sich progressiv weiterentwickeln, viel dickere Akten für jeden einzelnen Spieler, die man nun auch glücklich halten muss indem man sie regelmäßig einsetzt, Einbindung der Champions League und Europa League und vieles mehr. Mit anderen Worten: Die Meisterliga ist mit PES 2010 noch umfangreicher geworden und hat sich weiter verbessert, so dass ihr hier wirklich sehr lange beschäftigt werdet.



Weniger begeistert war ich vom „Werde zur Legende“-Modus – hier ist FIFA mit dem „Be A Pro“ noch einige Schritte voraus. Wie schon im letzten Jahr erstellt man sich für diesen Modus einen eigenen Spieler, den man dann durch seine Karriere begleitet. In der Praxis sieht das so aus, dass man in den Spielen nur diesen einen Spieler statt allen elf steuert. Sich freilaufen, schnell und clever reagieren – und die Vorgaben für die gewählte Position erfüllen. Ein bisschen blöd gelöst sind die ersten Karriereschritte eures Spielers: Bis ihr in die erste Mannschaft aufrückt, müsst ihr euch in Trainingsspielen gegen die eigene Mannschaft beweisen... Auch Spiel bezogene Ziele gibt es beim Legendenmodus in PES 2010 leider nicht – hier ist noch deutlich Potential nach oben.

Wichtig ist natürlich auch der Online Multiplayer Aspekt von Pro Evolution Soccer 2010, ein Punkt bei dem die direkten Vorgänger nicht ansatzweise zufrieden stellen konnten. Und eine sichere Entwarnung können wir an dieser Stelle leider auch nicht aussprechen, denn zum Zeitpunkt unseres Reviews war die Onlinekomponente der Vollversion noch gar nicht freigeschaltet. Laut Konami arbeitet man bis zur letzten Sekunde am Online Multiplayer, der dann wohl dementsprechend erst zur Veröffentlichung des Spiels verfügbar sein wird. Stattdessen durften wir einen Blick in die Online Beta werfen, die momentan noch läuft und über die Konami das Feedback der Community sammelt. Hier präsentiert sich der Online Multiplayer als zweischneidiges Schwert: Mal laufen die Partien absolut sauber ohne jegliche Verzögerungen und Warps, doch dann ist das nächste Match aufgrund von herben Lags unspielbar. Hier scheint viel von der Leitung des Gegners abzuhängen, so zumindest mein Verdacht. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Online Modus zur Veröffentlichung des Titels am 22. Oktober präsentiert. Sollte das Onlinevergnügen sauber stattfinden können, dann dürft ihr euch auf die Gründung von sogenannten Communities (Online Klubs mit bis zu 32 Mitgliedern) freuen. Weitere Onlinemodi sollen laut Konami noch folgen.



In Sachen grafischer Präsentation hat sich bei PES 2010 einiges getan. Größter Pluspunkt sind hier ohne jeden Zweifel die fast schon fotorealistischen Gesichter der Spieler, die einem fast schon Angst einjagen können. Klar gibt es auch hier bessere und schlechtere Beispiele, aber wenn man sich z.B. die virtuellen Abbilder von Beckham, Rio Ferdinand, Ribéry oder Puyol anschaut, kriegt man die staunenden Augen nicht einfach so aus dem Gesicht gewischt. Und das war noch nicht alles. Stadien mit schicken Licht- und Schatteneffekten, glaubwürdigere Rasentexturen und realistischere Spieleranimationen können allesamt gefallen und heben PES 2010 auf eine deutlich höhere Stufe als den direkten Vorgänger. Nur beim Sprinten fühlt man sich optisch teilweise nach wie vor in ein Eishockeystadion versetzt, was unfreiwillig komisch wirkt.



Die Begeisterung für die grafische Präsentation kann für die Audio Sparte leider nicht aufgebracht werden. Die Kommentatoren, das ewige leidige Thema, sind mittlerweile so angestaubt, dass es fast schon als frech zu bezeichnen ist. Bitte Konami, nehmt ein paar Geldscheine in die Hand, schmeißt diesen Teil komplett raus und baut ihn neu auf, es wird wirklich Zeit. Neben den Kommentatoren, die meinem Empfinden nach seit mindestens fünf Jahren die gleichen Sprüche raushauen, gibt es auch bei den Fangesängen keine große Euphorie. Als in der PES 2010 Demo beim Liverpool ewig der gleiche „Liverpool“ Schlachtruf von der Zuschauertribüne kam dachte ich an einen technischen Fehler, irgendeinen Loop der sich eingeschlichen hat. Leider hört es sich in der fertigen Fassung auch nicht besser an, Abwechslung bei den Fangesängen ist demnach Mangelware. Witzig hingegen ist es, wenn die gegnerischen Fans die Spieler einer Mannschaft auspfeifen, wenn z.B. auf Zeit gespielt wird. Alles in allem geht in Sachen Sound aber auch noch deutlich mehr...

Gregory meint:

Gregory

PES 2010 ist nicht das perfekte Fußballspiel, auf das die PES Jünger seit dem sechsten Teil der Reihe sehnsüchtig warten. Jedoch ist es eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden direkten Vorgängern. Auch die aktuelle Fassung von PES ist noch eine Spur zu schnell ausgefallen, doch das lässt sich durch Änderung der Kamera auf 'Weitwinkel' wunderbar ausbremsen – fast schon ein ganz neues Spielgefühl. Die verbesserte Meisterliga und die vielen neuen Taktikoptionen liefern viel Material zur Beschäftigung und zum Experimentieren. Mit PES 2010 geht die Reihe einen ordentlichen Schritt in die richtige Richtung – ich weiß mit welchem Fußballspiel ich das nächste Jahr verbringe.

Positiv

  • Deutlich verbesserte Grafik
  • Meisterliga weiter ausgebaut und verbessert
  • Individuelle Talente kommen zur Geltung

Negativ

  • Schiedsrichter greifen nur selten hart durch
  • Neue Elfmeter Steuerung zu sensibel
  • Kommentatoren gehören in den Ruhestand
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  • von RatedEdge666:

    Eine andere Frage zu WERDE EINE LEGENDE: Ich spiele momentan für den AS NANCY LORRAINE (Frankreich). Ist es auch möglich,zum beispiel am ende einer Saison zu Real Madrid zu wechseln? Oder geht es nur Innerhalb (in meinem Fall) französischen teams??...

  • von RatedEdge666:

    Gibts eine Möglichkeit bei "werde zur legende" den schwierigkeitsgrad nachrträglich zu ändern? als ich den modus begonnen habe habe ich auf leicht gestellt um rein zu kommen.... nun isses mir zu einfach,habe aber schon über 100 spiele gemacht und will nicht wieder nur deswegen von...

  • von RatedEdge666:

    Ab wann komme ich denn bei "werde eine legende" in die nationalmannschaft???

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Pro Evolution Soccer 2010 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.10.2009
Vermarkter Konami
Wertung 8.5
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neXGam YouTube Channel
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