Raven Squad: Operation Hidden Danger im Test

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Die Zeiten in denen man Spiele nach ihren Genres zuordnen konnte und ein Shooter ein Shooter oder ein Action-Adventure eben ein Action-Adventure war, sind schon lange vorbei. Genre-Mix heißt das Zauberwort in Gegenwart und Zukunft! Eine Kreuzung aus Rennspiel und Shooter, kein Problem, eine Mischung aus RPG und Shooter -auch kein Problem! Aber wie sieht es mit einem Gemisch aus Strategiespiel und Shooter aus?! Nunja, das erfahrt ihr in unserem Test zu Raven Squad für die Xbox 360…


Raven Squad verbindet zwei der beliebtesten Genres auf dem weltweiten Videospielmarkt und hat sich vorgenommen sowohl Fans von actionreichen First Person Shootern, als auch Anhänger taktischer Echtzeit-Strategiespiele glücklich zu machen. Ein ambitioniertes Ziel an dem leider meilenweit vorbeigeschossen wurde, doch dazu später mehr... Als gut ausgebildete Söldnertruppe schickt uns das Spiel in den Dschungel, genauer gesagt in den Regenwald des Amazonas wo wir den Auftrag haben ein abgestürztes Flugzeug der Regierung zu finden und den brisanten Inhalt der sich auf einer verschlüsselten Diskette befindet zu bergen. So weit so gut, Ausrüstung gepackt und rein in die Maschine! Unglücklicherweise wird auch unser fliegender Untersatz direkt über dem Regenwald abgeschossen.

Es hilft alles nichts, nur mit einem beherzten Sprung schaffen wir es rechtzeitig aus dem brennenden Wrack zu entkommen und segeln dank Fallschirm mehr oder weniger komfortabel Richtung Erdboden. Nach der etwas holprigen Landung steht erst einmal Orientierung auf dem Plan, wo sind wir eigentlich und wo zum Teufel ist der Rest unserer ursprünglich drei Mann starken Truppe?! Von Selbigen fehlt nämlich erst einmal jede Spur, nach einem kurzen Marsch durch den Urwald finden wir die Kollegen allerdings schon wieder und machen uns gemeinsam auf die Suche nach unserem Einsatzziel. In den folgenden Stunden kämpfen wir uns durch Brasiliens berühmten Regenwald und erleben eine absolut belanglose Geschichte die zu allem Überfluss auch noch in äußerst faden Zwischensequenzen präsentiert wird. Interessante Wendungen oder Charaktere sucht man ebenso vergebens wie einen logischen roten Faden.



Bevor unser eigentlicher Einsatz im Dschungel beginnt finden wir uns zu Tutorial-Zwecken auf einem mehr oder minder idyllischen Eiland wieder, welches zumindest vom Setting her ein wenig an das offensichtliche Vorbild Far Cry erinnert. Auf besagter Insel haben sich Guerilla-Kämpfer verschanzt die erledigt werden sollen. Anhand dieser ersten Missionen werden wir mit der Bedienung des Spiels vertraut gemacht! In der First Person Shooter-Ansicht gibt es keinerlei Besonderheiten, sprinten, zielen, schießen, ducken, Waffenwechsel und Nachladen gehen wie in jedem anderen Shooter von der Hand, lediglich die Tastenbelegung fällt im Vergleich zu den meisten Genre-Kollegen etwas ungewohnt aus. Geschossen wird zwar wie gewohnt mit dem rechten Trigger, gesprintet dagegen mit dem linken Trigger, ein Klick auf dem linke Stick ist zum ducken da während uns ein Klick auf den rechten Stick in den Zielmodus versetzt, springen ist aus irgend einem unerfindlichen Grund nicht möglich. Mit der A-Taste wechseln wir zwischen Primär- oder Sekundärwaffe und das Steuerkreuz ist zum Durchschalten der einzelnen Squadmitglieder verantwortlich.

Davon gibt es wie erwähnt drei, im Tutorial dürfen wir lediglich das Angriffssquad befehligen, welches neben Schrotflinte, MG, Sturmgewehren, Granaten und einem Raketenwerfer offensichtlich für die Drecksarbeit verantwortlich ist. Jedes Mitglied des Squads verfügt über zwei Waffen die auch nicht ausgetauscht werden können, so weht ein winziger Hauch von Taktik durch die Luft wenn wir zum Kollegen mit dem Raketenwerfer schalten müssen um ein bestimmtes Ziel wie ein Munitionslager oder einen feindlichen Jeep in die Luft zu jagen. Ist dies erledigt folgt meist eine Angriff der gegnerischen Seite weshalb es sich anbietet wieder zum Infanteristen zu schalten und mit Sturmgewehr oder Handgranaten aufzuräumen. Im weiteren Spielverlauf bekommen wir zusätzlich die Kontrolle über eine zweite Söldnergruppe, die getrennt vom Angriffssquad agiert.



Das sogenannte Infiltrationssquad besteht ebenfalls aus drei Soldaten, hat im Gegensatz zum Angriffssquad aber eine andere Ausrüstung in petto. Hier geht es mit Scharfschützengewehren und Nebelgranaten ein klein wenig subtiler zur Sache. Spätestens wenn wir die Kontrolle über beide Squads erhalten empfiehlt es sich über den Y-Knopf in die taktische Ansicht, den RTS-Modus zu schalten. Sofort zoomt die Kamera aus der Ego-Perspektive heraus und zeigt den Bildausschnitt nun aus einer Satelliten-Ansicht in der per Vogelperspektive nach Belieben auf der Einsatzkarte herumgescrollt werden darf. Der Vorteil dieser Kameraperspektive liegt auf der Hand, sofort fallen gegnerische Truppen und Stellungen ins Auge da diese mit roten Dreiecken versehen sind. Unsere eigenen Squads sind hingegen blau bzw. gelb unterlegt und auch Verbandskästen, Munitionskisten und das Zielgebiet werden komfortabel angezeigt.

Im RTS-Modus ist es nun möglich unsere beiden Squads getrennt voneinander zu befehligen, an verschiedene Orte auf der Karte zu schicken und den Gegner einzukesseln oder mit Sperrfeuer auf Trab zu halten. Im eigentlichen Gefecht empfiehlt es sich allerdings tunlichst wieder in den First Person Modus zu schalten, da die Kämpfe in der taktischen Ansicht weder schön aussehen noch sonderlich effektiv sind. Hier ballern unsere Söldner nämlich nur wild in der Gegend herum und vergeuden wertvolle Munition, also zurück zur Egoperspektive und siehe da - wenige gezielte Feuerstöße reichen um den Feind zu erledigen. Obwohl auf der Rückseite des Spiele-Covers etwas von bahnbrechenden taktischen Möglichkeiten steht empfiehlt sich der RTS-Modus praktisch nur zur Wegfindung, dem Aufspüren feindlicher Truppen und dem hin und her schalten zwischen unseren Squads. Somit lässt sich Raven Squad statt als RTS/FPS-Mix eigentlich eher als First Person Shooter mit umfangreicher Übersichtskarte bezeichnen.



Demnach befinden wir uns die meiste Zeit im First Person-Modus, laufen mit der Waffe im Anschlag durch die Pampa und schießen auf alles was sich bewegt. Dabei ist das Missionsdesign ziemlich eintönig ausgefallen, es geht lediglich darum strikt linear von Punkt A nach B zu hasten um dort eine bestimmte Person auszuschalten oder zu befreien, irgendetwas in die Luft zu jagen, Informationen zu sammeln oder ein anderes banales Ziel zu erfüllen um die nächste stupide Mission in Angriff nehmen zu dürfen. Das wiederholt sich dann noch 15mal bis nach knapp 6 Stunden Spielzeit der Abspann über den Bildschirm flimmert.

Natürlich ließe uns ein packendes Gameplay über die fehlende Abwechslung im Missionsdesign hinwegsehen, leider sieht es hier aber auch nicht allzu rosig aus. Die Schusswechsel gestalten sich alles andere als anspruchsvoll, so mähen wir zwar unzählige Klon-Guerillas über den Haufen, diese stellen aber auch in den höheren Schwierigkeitsgraden keine große Herausforderung da! Selbst unter Beschuss kommen sie nur selten auf die Idee die Position zu wechseln oder in Deckung zu gehen. Obwohl die KI der Gegner stark zu wünschen übrig lässt scheinen selbige über einen siebten Sinn zu verfügen. Anpirschen ist nicht! Egal wie vorsichtig wir uns bewegen oder anschleichen, nach wenigen Sekunden werden wir ertappt und mit Kugeln eingedeckt.



Auch die Intelligenz unserer Mitstreiter gehört nicht unbedingt zur Genrereferenz, dazu bleiben sie viel zu oft an irgendwelchen Sträuchern und Felsen hängen oder stehen ohne Deckung in der Gegend herum während die Feinde aus vollen Rohren feuern. Für Munition und Verbandskästen ist größtenteils gesorgt, Vorräte die wir finden werden auf das gesamte Squad verteilt. Ist einer unserer Teamkameraden zu schwer verletzt müssen wir ihn per Adrenalinspritze wiederbeleben was im Kampfgetümmel doch etwas nervig werden kann.

Bei der Präsentation versagt Raven Squad auf ganzer Linie. Beim Anblick der öden Dschungeloptik wurden nicht selten wehmütige Gedanken an die wunderschönen Urwälder oder Sumpfgebiete aus Far Cry 2 wach. Recht schnell geht es aber aber zurück auf den Boden der Tatsachen und wir ärgern uns über den größtenteils grünbraunen Texturbrei und das tristen Leveldesign das uns hier vorgesetzt wird. Dazu kommen steife Animationen von Freund und Feind, eine Mimik die diesen Namen nicht einmal ansatzweise verdient hat und detailarme Schlauchlevels mit geringer Weitsicht und unzähligen unsichtbaren Wänden. Das altbackene Figurendesign macht es auch nicht besser, gegnerische Einheiten sehen sich viel zu ähnlich und auch unsere Kollegen strotzen nicht gerade vor Details und wirken mit ihren kantigen, ausdruckslosen Gesichtern vor allem in den langweiligen Zwischensequenzen nicht sonderlich lebendig. Lediglich die einigermaßen gelungenen Licht/Schatteneffekte und die insgesamt verhältnismäßig flüssige Darstellung retten das Spiel vor einem optischen Totalausfall.



Wofür Raven Squad aber definitiv einen Preis verdient hätte ist die Synchronisation. Dabei handelt es sich ungelogen um die schlechteste deutsche Vertonung die ich bislang gehört habe, das Ganze ist in der Tat so furchtbar dass es schon fast wieder witzig ist. Der Großteil unserer amerikanischen Söldner wird nämlich von völlig deplatzierten Sprechern in gebrochenem Deutsch mit russischem Akzent synchronisiert. Diese verhaspeln sich nicht nur ständig sondern betonen ihre Sprechrollen auch noch völlig falsch! Heraus kommen dann so tiefsinnige Sprüche wie: Sie schießen auf mich, Er ist ein harter Hund, daran wird er schon nicht sterben, Ich sehe einige Tangos drüben neben einigen Munitionskisten oder mein persönliches Highlight Es ist an der Zeit dass wir einige Raketen finden und diesen Platz erhellen wie am 4 Juli!

Was die drucklosen Soundeffekte von Waffen und Detonationen oder Umgebungsgeräuschen angeht bekleckern sich die Entwickler von Evolved Games ebenfalls nicht mit Ruhm. Einzig und allein die Hintergrundmusik wirkt passend und wartet mit treibenden Beats und atmosphärischen Dschungelrhythmen auf. Leider gibt es einige Sound-Bugs und Stellen im Spiel an denen die Musik unerklärlicherweise plötzlich verstummt nur um wenige Sekunden später wieder einzusetzen. Und wie sieht es mit dem Wiederspielwert aus?! Naja, es gibt keinen! Selbst der Online-Koop-Modus bei dem die Kampagne mit einem anderen Spieler durchgespielt werden darf liefert keinen ausreichenden Grund das Spiel nochmal ins Laufwerk zu schieben.

Harry meint:

Harry

Schon als ich das erste Mal von Raven Squad gehört habe machte sich irgendwie ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit. Ein actionreicher First Person Shooter gepaart mit einem spannenden RTS-Modus und bahnbrechenden taktischen Möglichkeiten - klingt definitiv interessant, aber kann das auch wirklich gut gehen?! Die Antwort ist definitiv Nein! Das ambitionierte Ziel wurde bei Weitem verfehlt, anstelle einer gelungenen Genre-Mischung aus Far Cry und Commandos bekommen wir eine faden Egoshooter/Echtzeitstrategie-Mix serviert der weder Spaß macht noch gut aussieht. Neben den unspektakulären Feuergefechten und der altbackenen Optik sorgen vor allem die miese Synchronisation, die langweilige Story und das eintönige Missionsdesign für Ernüchterung. Die Entwickler hätten sich lieber auf ein Genre konzentrieren und versuchen sollen dieses anständig umzusetzen statt diesen lieblosen Action-Murks auf den Markt zu bringen. Die Tatsache dass es sich bei Raven Squad um einen Budget-Titel handelt den Publisher SouthPeak Games nicht zum Vollpreis anbietet verzeiht zwar so manches, aber eben nicht genug um tatsächlich eine Rechtfertigung für den Kauf dieses Machwerks zu finden. Wäre Raven Squad ein Film hätte es in der Tat beste Chancen auf die goldene Himbeere!

Positiv

  • Atmosphärische Hintergrundmusik
  • Kurze Ladezeiten
  • Kein Vollpreis-Titel

Negativ

  • Monotones Gameplay
  • altbackene, triste Optik
  • Furchtbare Synchronisation
Userwertung
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Raven Squad: Operation Hidden Danger Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 01.09.2009
Vermarkter -
Wertung 4.8
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