Wheelspin im Test

Nintendo Wii
Dass die Wii derzeit mit Rennspielen ein wenig unterbesetzt ist, dürfte allgemein bekannt sein. Dabei würde in der kalten Winterzeit ein klein wenig heiße Action doch ganz gut tun, oder? Als Antwort hat uns Awesome Studios mit Wheelspin - in den Vereinigten Staaten auch als SpeedZone bekannt - einen Future-Racer ins Laufwerk gelegt und verspricht Erlösung durch wilde und rasante Rennaction. Was steht uns bevor? Neuer Weltmeister oder Fall für den Pannendienst? Wir werden es erfahren.

30 futuristische und physikalisch vollkommen unmögliche Parcours, 6 aufmotzbare Boliden und Waffen, gewürzt mit Loopings, Steilkurven und Sprünge über unendlich tiefe Abgründe - das sind die Zutaten von Wheelspin, dem Future-Fun-Racer aus dem Hause Awesome Studios. Auf eine Story, um das chaotische Event noch zu verkomplizieren, hat man hier schon von vornherein verzichtet.


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Der Titel splittet sich in drei verschiedene Spielmodi auf. Hier haben wir ein simples Zeitrennen, bei welchem ihr versuchen dürft, die Bestzeit eines Ghost-Autos zu schlagen. Um die Sache noch interessanter zu gestalten, gibt man euch eine "Speed-Zone" vor. Das heißt im Klartext, dass ihr eine gewisse Zeit lang über einem festgesetztem Geschwindigkeitslevel fahren müsst. Seid ihr hier erfolgreich, so könnt ihr neue Rennstrecken freischalten. Im Rennmodus tretet ihr zusammen mit sieben anderen Fahrern zum Kampf um den ersten Platz an. Nur wer sich in diesem Event behaupten kann, der bekommt Zugriff auf neue Strecken, welche genretypisch eine stärkere Herausforderung bieten. Zuletzt bietet euch Wheelspin den Kampf-Modus, ein Prinzip, welches Destruction Derby nicht unähnlich ist. Da wir uns aber in der Zukunft befinden, lösen wir unsere Probleme hier natürlich mit Waffen! Sechs Angriffswaffen und drei Verteidigungspowerups stehen euch zur Verfügung, um aus euren Gegnern Kleingehacktes zu machen und somit in den oberen Rängen zu landen.


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Was schon jetzt ordentlich nach einem Spaßgarant klingt, wird noch durch die Möglichkeit verfeinert, Rennen und den Kampf-Modus mit sieben Freunden zu bestreiten. Ja, ihr habt richtig gelesen: Wheelspin unterstützt bis zu acht menschliche Spieler. Wer nun an einen Onlinemodus denkt, der liegt leider Lichtjahre daneben. Auch wenn Wheelspin eigentlich gerade nach einem ausgeklügelten Onlinemodus schreit, so bietet das Spiel keinerlei solche Funktionen. Ein Manko, welches in der heutigen Zeit, vor allem bei diesem Genre, eigentlich nicht mehr vorkommen darf.

So wird das Spiel im massiven Multiplayer im Splitscreen gespielt - ja, Splitscreen. Steuerungstechnisch hat man hier alle Register gezogen. Während man standardmäßig mit einer horizontal gehaltenen Wii Remote spielt, so bietet Wheelspin noch die Möglichkeit, den Classic Controller, sowie GameCube Controller nach belieben zu nutzen. Dies gilt für den Singleplayer ebenso, wie den Multiplayer. So kann Spieler Nummer 1 die Wii Remote benutzen, während Spieler 2 den daran angeschlossenen Classic Controller bedient, während Spieler 3 es sich mit einem GameCube Controller gemütlich macht. Hat man nicht genügend Geräte zur Hand, so lässt es sich zur Not sogar mit dem Nunchuck fahren. Nicht direkt die beste oder eleganteste Steuerungsmethode, aber doch immerhin besser, als untätig neben den Kumpels zu sitzen, während diese Spaß haben, oder?


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Nun, der Spaß ist bei Wheelspin ein sehr wackeliger Faktor. Dass das Spielgeschehen bei massiven Multiplayer-Gefechten extrem flüssig bleibt, könnte man beinahe als Meisterleistung bezeichnen. Bei der allgemeinen grafischen Präsentation des Titels kann man davon jedoch beruhigt absehen. Denn diese kann man, bei bestem Willen, nur als unterstes Niveau eines sehr frühen GameCube-Titels bezeichnen. Und selbst diese Aussage ist für den alten Cube fast schon eine Beleidigung. Die Texturen, welchen man bei sehr schnellen Spielen oft schon Zugeständnisse macht, sind oft verwaschen und zeigen schlechte Übergänge.

Grafische Effekte sind sehr selten gesät und tauchen meist nur im Kampfmodus in Form von Waffeneffekten auf. Und erhascht man dann doch einen Blick auf einen Effekt, wünscht man sich, man hätte es nicht getan: Funken so groß wie die Reifen eurer Fahrzeuge, Lens-Flare mit dicken Rändern und Explosionen, welche aus einem halben Dutzend Partikeln bestehen, versetzen euch nicht ins nächste, sondern ins letzte Jahrtausend - direkt hin zum Nintendo 64. Selbst das etwas ältere F-Zero GX schafft hier eine grafische Präsentation, welche nicht nur in Sachen Texturen, sondern auch Details und Effekten in einer ganz anderen Liga spielt.


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Der mit Abstand beste Effekt, den Wheelspin zu bieten hat, beschränkt sich hierbei auf das virtuelle Zerplittern eures Bildschirms, was im Falle eines heftigen Unfalls auftritt. Und dies ist auch schon alles, was einen Unfall überhaupt visuell darstellt. Denn euer Bolide zeigt sich im grafischen Sektor von Unfällen recht unbeeindruckt: keine Beulen, keine geschwärzten Teile – nicht einmal eine tumbe Explosion lässt euer futuristisch anmutendes Gefährt schreien: "Ich bin im A... Allerwertesten!" Auch wenn einigen dies nicht so tragisch erscheinen mag, muss man sagen, dass Crashes in diesem Spiel zur Tagesordnung gehören. Nicht nur der Kampfmodus, sondern auch unvorhersehbare Hindernisse im Rennen und sich überkreuzende Sprünge laden zu Massenkarambolagen ein. Dieser Umstand hätte eine ansprechende Präsentation von Unfällen nötig gemacht, um auch einen noch so fatalen Spieleinbruch nicht frustrierend oder langweilig werden zu lassen. Tontechnisch sieht es leider nicht unbedingt viel besser aus. Der Fahrer lässt sich hier mit vielen Trancestücken berieseln, welche leider ein wenig Abwechslung vermissen lassen. Eine gesunde Mischung aus rockigeren Tönen hätte man nutzen können, um das Hörvergnügen zu steigern. Der restlichen Sounduntermalung fehlt ein wenig der Bumms. Fast passend zu den minimalistischen Effekten und der schlichten Grafik klingen die Toneffekte flach, unbeeindruckend und lassen Vielseitigkeit vermissen. Und wo die Fahrzeuge oft unterschiedliche Antriebseinheiten besitzen, klingen die Motorgeräusche doch immer gleich.


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Auf der spielerischen Seite haben wir hier einen Future-Racer, welcher mit halsbrecherischen Geschwindigkeiten und zugleich wahnsinnigen Streckenverläufen aufwartet. Man würde fast erwarten, dass eure Boliden - entworfen und gebaut in der Zukunft - diesen Bedingungen in Sachen
Fahrverhalten gewachsen sind. Leider zeigt Wheelspin hier eine fast schon realistisch anmutende Seite. So ist es an der Tagesordnung, dass eure Fahrzeuge bei entsprechender Geschwindigkeit zum Übersteuern neigen. Auch Sprünge und seien es nur kleine, durch Bodenwellen bedingte, enden beim Anfänger oft unkontrolliert an der nächstbesten Wand. Hier wäre zumindest eine gewisse - wenn auch unrealistische - Flug-Kontrolle des Fahrzeuges angebracht gewesen. Da diese nicht zur Verfügung steht, ist es von Nöten viele Sprünge absolut korrekt und mit der passenden Geschwindigkeit, zu nehmen. Dies schränkt die fahrerischen Möglichkeiten ein und zwingt noch viel mehr zum Einhalten der absoluten Ideallinie.

Nun lassen sich eure Fahrzeuge mit Geld, welches ihr in den Rennen verdient, aufrüsten und somit die Fahrbarkeit verbessern. So könnt ihr Haftung, Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und gar die Farbe eures Renners bestimmen. Je nach Antrieb und Gewicht des Fahrzeuges, eignen sich unterschiedliche Zusammenstellungen besser oder schlechter für bestimmte Strecken und laden zum experimentieren ein. Überraschenderweise ist dieses Aufrüsten tatsächlich ein wichtiger Faktor und nach einigem Experimentieren stellt man fest, dass ihr Strecken mit Hilfe von unterschiedlichen Konfigurationen eurer Rennmaschinen immer besser und besser bestreitet. Dennoch bleibt die Physik ein empfindlicher Faktor und mausert sich zum eigentlichen Topgegner während der Rennen, mit welchem zum Glück auch die Computergegner zu kämpfen haben. Frust ist hier also gegeben, doch Fahrer mit Durchhaltevermögen werden am Ende belohnt.


Wheelspin Screenshot (Nintendo Wii)


Nach einem gekonnten Rennen würde man diesen Erfolg nun mit Sicherheit gerne für die Nachwelt aufbewahren. Dazu hat ja heutzutage jedes Rennspiel einen Replay-Modus, welcher nicht selten mit einer Speicherfunktion aufwartet. Nun dürft ihr dreimal raten, was unser Renntitel nicht hat... genau! Wheelspin verfügt über ein interessantes Rezept, schafft es aber, vor allem in Sachen audiovisueller Präsentation, zu enttäuschen. Dazu kommt noch das Fehlen eines Online-Modus und Replay-Funktion. Die doch recht harte Fahrphysik tut ihr übriges, um Gelegenheitsfahrer schon im ersten Zeitrennen abzuschrecken. Ein Sammelsurium an Fehlern, welche man vielleicht vor zehn Jahren noch hätte vergeben können. Oh, Wheelspin, du macht es uns nicht leicht, dich zu mögen.

Christian meint:

Christian

Als Fan von Future-Racern war ich von Wheelspin anfangs sehr angetan. Durch die Grafik unbeeindruckt - aber auch nicht entmutigt - machte ich mich auf die Piste, nur um mit einem blauen Auge und heftigen Kopfschmerzen zurückzukehren. Während ich mich jedoch mit meinem Dickkopf an dem Titel festgebissen hatte, wurde ich am Ende tatsächlich mit Erfolgen belohnt und hatte, vor allem im Multiplayer, sogar Spaß. Dennoch sollte man sich ernsthaft überlegen, ob ein Wii-kompatibles F-Zero GX nicht doch mehr die Bedürfnisse der Adrenalinjunkies in Sachen Future-Racing befriedigen könnte. Dieses ist Wheelspin in Präsentation und intuitivem Fahrverhalten um Lichtjahre voraus. 

Positiv

  • viele Steuerungsmethoden
  • netter Mehrspieler-Modus

Negativ

  • kein Online-Modus
  • Grafik aus dem letzten Jahrtausend
  • keine Replay-Funktion
Userwertung
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Wheelspin Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 27.11.2009
Vermarkter -
Wertung 4.2
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